Im Land der Comic-WeltmeisterEin Denkmal für Hergé

Brüssel. Dass Belgier mehr Comics lesen als Deutsche das tun, mag ja bekannt sein. Und auch, dass der Zeichner von Tim und Struppi, Hergé, ein Belgier war, wissen viele. Aber dass die Belgier an sich Comic-Weltmeister sind, weiß nicht jeder: Westernheld Lucky Luke, Büro-Schläfer Gaston Lagaffe, die Schlümpfe und das Marsupilami stammen allesamt aus belgischer Feder

Brüssel. Dass Belgier mehr Comics lesen als Deutsche das tun, mag ja bekannt sein. Und auch, dass der Zeichner von Tim und Struppi, Hergé, ein Belgier war, wissen viele. Aber dass die Belgier an sich Comic-Weltmeister sind, weiß nicht jeder: Westernheld Lucky Luke, Büro-Schläfer Gaston Lagaffe, die Schlümpfe und das Marsupilami stammen allesamt aus belgischer Feder.

Damit das bekannter wird, wurde das Jahr 2009 in Belgien zum Jahr des Comics ausgerufen. Viele Sonderausstellungen und Festivals feiern ihre Helden und deren Erschaffer. Und der Nationalheld Hergé, Vater von Tim und Struppi ("Tintin"), bekommt ein eigenes Museum (siehe unten).

Tim und Struppi sind überall präsent. Sogar die 79 verschiedenen Automodelle, die in den Comics zu sehen sind, werden gezeigt. Der 1922er Bugatti Brescia etwa ist im Museum der Abtei von Stavelot zu sehen. Dort läuft die Ausstellung "Das Auto im Comic". Und natürlich nicht nur Tim und Struppis Wagen sind dabei. Denn durch seine Flitzer bekannt geworden ist ein ganz anderer belgischer Comic-Held: Michel Vaillant, gezeichnet von Jean Graton.

In der Comic-Hauptstadt Brüssel findet man die Comic-Helden an fast jeder Hauswand. An einer Ecke verfolgt Tim seinen Gefährten Käpitän Haddock über eine Feuerleiter; an einer Schulhofmauer bestürmen Asterix und Obelix die Armee der Römer; wieder an einer anderen kleinen Ecke schwingt sich Detektiv Rick Master an einer Hauswand in das Fenster einer Schönen. Ein einfacher Stadtrundgang durch Brüssels Innenstadt ist eine Entdeckungsreise durch die Welt belgischer Comics.

Wissenschaftlicher wird es im Museum der schönen Künste (Musées royaux des Beaux-Arts de Belgique). Die Ausstellung "Unterschiedliche Perspektiven: Der belgische Comic" stellt die Werke von 20 belgischen und internationalen Comiczeichnern gegenüber. Der Besucher erfährt im ersten Teil etwas über die Geschichte des belgischen Comics. Spannender ist der zweite Teil, in dem die einzelnen Künstler porträtiert werden. Schade, dass viele der ausgestellten Werke nie ins Deutsche oder Englische übersetzt worden sind. Etwa das Werk von Jean-Philippe Stassen mit dem Titel "Au coeur des ténèbres". Der Zeichner verarbeitet darin eindrucksvoll den Völkermord von Ruanda. Die Ausstellung läuft bis zum 28. Juni.

Wer nach so viel Comic-Information nicht mit leeren Händen zurückfahren will, des Französischen aber nicht mächtig ist, ergattert einige deutsche Übersetzungen im belgischen Comiczentrum in Brüssel. Mit irgendetwas muss man schließlich zurück nach Deutschland fahren - im Vergleich eine Comic-Wüste.Louvain-la-Neuve. Eine der von der Architektur her merkwürdigsten Städte der Wallonie beherbergt die neue Wallfahrtsstätte für Comicfans: das Hergé Museum. Anfang der 70er wie aus einem Guss als Universitätsstadt gebaut, wird Louvain-la Neuve nachträglich geadelt. Nach einem Entwurf des französischen Architekten Christian de Portzamparc wurde hier eine Residenz für Tim und Struppi erbaut - ein Denkmal für ihren Erschaffer Georges Rémi alias Hergé. Das Museum öffnet am 2. Juni.

Initiiert wurde das Projekt von Fanny Rodwell, der Witwe des 1986 verstorbenen Künstlers. Modern sollte das Museum sein, luftig, hell und farbenfroh. Das war ihr Traum. Und der ging in Erfüllung. Außen in hellen Tönen mit großen Fenstern, in luftiger Höhe über eine kleine Straße gebaut, vermittelt es innen durch die bunten Wände das Gefühl, sich in einer großen, endlosen Zeichnung zu befinden. Thematisch dreht sich natürlich alles um die Persönlichkeit Hergés und seinen größten Erfolg, die Tintin-Comics. Die Schau ist thematisch geordnet. Der Besucher erfährt viel über Hergé als Chef, Hergé als Wissenschaftler oder Hergé und das Kino. Ein Museum, das einem Volkshelden gebührt. dög

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