Im Kino mit Annegret Kramp-Karrenbauer

Bislang gibt es noch keine Eintrittskarten für das "Kopfkino", das bei der designierten Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) abläuft. Sie selbst tritt in dem Film bekanntlich als Kulturministerin auf

Bislang gibt es noch keine Eintrittskarten für das "Kopfkino", das bei der designierten Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) abläuft. Sie selbst tritt in dem Film bekanntlich als Kulturministerin auf. Rollenfach: Tragische Heldin? Denn seit Kramp-Karrenbauers eigener Amtszeit als Kulturministerin (2007-2009) hat sich dieses Ressort von einem besonnten in ein vermintes Feld verwandelt. Dies nicht erst in dem Moment, als die Stiftung Kulturbesitz mit ihrem Vorstand Ralph Melcher ins Visier von Rechnungshof und Staatsanwaltschaft geriet. Zuvor hatte schon der in Sachen Kultur schüttere Jamaika-Koalitionsvertrag enthüllt, dass ein offensives Gestalten im Kulturressort nicht vorgesehen ist. Die Haushalts-Enge betoniert nun diese Tendenz, ja macht die Kultur vielleicht sogar zum Abbruch-Gebiet. - Mit vielen Stolper-Strecken für eine(n) Kulturminister(in).Erste Signale gibt es schon, etwa die Streichung von Projektmitteln bei der Merziger "Oper im Zelt". Ähnliches droht wohl auch dem Kulturzentrum am Eurobahnhof (Kuba). So könnte sich das munter fortsetzen und irgendwann zur quälenden Dauer-Debatte werden. Außerdem ist die Rück-Verschiebung der Staatstheater-Finanzierung Richtung Kommunen letztlich noch nicht ausdiskutiert. Hier muss irgendwann der oder die zukünftige Kulturminister(in) in die Bütt.

Der Part einer strahlenden Heldin sieht anders aus. Es sei denn, Kramp-Karrenbauer definiert ihre Rolle neu: als die einer Retterin, die die Kulturschäfchen in Schutz nimmt. In einem - dem entscheidenden - Fall wird sie dies nicht tun können: bei der Stiftung Kulturbesitz. Hier droht gar eine Ödipus-Situation. Je mehr Kramp-Karrenbauer auf Aufklärung und Benennung von Schuldigen drängen würde, desto mehr könnte sie sich selbst belasten. Denn sie pflegte einst ein geradezu freundschaftliches Verhältnis zu Melcher, gegen den jetzt die Staatsanwaltschaft ermittelt. Ihr Name taucht auf einer oder mehreren Spesen-Abrechnungen der Stiftung auf. Und selbst wenn die Affäre Melcher glimpflich verliefe, stünden einer Ministerin Kramp-Karrenbauer die nächsten Stiftungs-Schlagzeilen ins Haus. Denn sicher ist, dass der Rechnungshof die Kostensteigerung beim Museums-Neubau überprüfen wird. Ein Untersuchungsausschuss ist nicht ausgeschlossen - für eine Regierungschefin keine verlockende Mitgift fürs Kultur-Amt. Andererseits hat Kramp-Karrenbauer, die viele Fachressorts durchlaufen hat, ausgerechnet die Kultur als eine besonders bereichernde Aufgabe erlebt. Man kennt sie zudem nicht als verzagte Person. Auch hat sie selbst behauptet, keine "Rosinenpickerin" zu sein. So gesehen birgt die Kulturministerinnen-Rolle vielleicht doch ungeahnte Potenziale. Insbesondere, wenn Kramp-Karrenbauer von der Getriebenen zur Treiberin würde. Wie? Indem sie das Kulturministerium zur Impuls gebenden und Ziele setzenden Kreativ-Zelle umformte, endlich den Kulturentwicklungsplan vorlegte, die Industriekultur-Pflege wieder belebte. Bei dem Film wären wir gerne dabei.

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