Im Handel drohen neue Streiks

Düsseldorf/Saarbrücken. Die Tarifverhandlungen für die gut 400000 Beschäftigten im NRW-Einzelhandel sind geplatzt. Die Gewerkschaft Verdi lehnte am Freitag ein neues Angebot der Arbeitgeber ab und sieht fast ein Jahr nach Beginn der Gespräche keine Chance für eine Einigung

Düsseldorf/Saarbrücken. Die Tarifverhandlungen für die gut 400000 Beschäftigten im NRW-Einzelhandel sind geplatzt. Die Gewerkschaft Verdi lehnte am Freitag ein neues Angebot der Arbeitgeber ab und sieht fast ein Jahr nach Beginn der Gespräche keine Chance für eine Einigung. Anders als Verdi hatten die Arbeitgeber den Tarifbezirk Nordrhein-Westfalen als Pilotbezirk für die Branche mit ihren 2,7 Millionen Beschäftigten betrachtet. Die Arbeitgeberseite wolle den Flächentarifvertrag beseitigen, kritisierte Verdi. Die Gewerkschaft will das weitere Vorgehen im längsten Tarifkonflikt des deutschen Einzelhandels seit Jahrzehnten nun bei einer Tarifkonferenz am 8. April in Kassel erörtern. "Das Wort ,Provokation' ist keine ausreichende Beschreibung für das, was die Arbeitgeber hier vorlegen. Im Ergebnis soll den Arbeitnehmern Geld weggenommen werden. Von einem Ausgleich für die Preissteigerungsrate sind wir weit entfernt", sagte Verdi-Verhandlungsführerin Lieselotte Hinz. Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) sprach von langfristiger Einkommensperspektive. Die Gewerkschaft Verdi erwägt gemeinsame Streiks von Angestellten aus Handel und öffentlichem Dienst. Für den Einzelhandel sah das neue Angebot der Arbeitgeber jeweils zum 1. Mai 2008 und 1. Mai 2009 ein Einkommensplus von 2,5 Prozent vor. Außerdem war für den Zeitraum von Mai 2007 bis April 2008 eine Einmalzahlung von 360 Euro geplant. Für Arbeitszeiten zwischen 20.00 und 22.00 Uhr wollten die Arbeitgeber ab Januar 2009 Zuschläge von 20 Prozent zahlen. Ab 22.00 Uhr sollten die Zuschläge 50 Prozent betragen, so der HDE. Stefanie Nutzenberger, stellvertretende Verdi-Landesvorsitzende des Bezirks Saar, will jetzt auf den Landesverband Einzelhandel und Dienstleistung zugehen und erneut um regionale Verhandlungen bitten: "Ich würde lieber an den Verhandlungstisch zurückkehren als zu streiken" sagte sie der Saarbrücker Zeitung. Dennoch behalte man sich "grundsätzlich Arbeitskampfmaßnahmen vor", so Nutzenberger. Im Saarland arbeiten rund 40000 Beschäftigte im Einzelhandel. Einige Firmen zahlen ihren Beschäftigten auch ohne Tarifabschluss unterschiedliche Lohn- und Gehaltserhöhungen. In den kommenden Wochen wird indes nicht mit Streiks an der Saar gerechnet. dpa/ur

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