IKK-Chef: Versicherte müssen entlastet werden

Saarbrücken · Die Arbeitgeber sollen wieder genauso wie die gesetzlich Versicherten zur Finanzierung der Gesundheitsversorgung beitragen, fordert Jörg Loth, Vorstand der Krankenkasse IKK Südwest.

Das Gesundheitssystem wird immer teurer - nicht zuletzt wegen des medizinischen Fortschritts. Das schlägt sich auch in den Beiträgen der gesetzlichen Krankenversicherungen nieder - aber nur bei den Versicherten, nicht bei den Arbeitgebern. "Die Versicherten dürfen aber nicht mit den steigenden Beiträgen alleingelassen werden", fordert Jörg Loth, Vorstandschef der saarländischen Krankenkasse IKK Südwest.

Seit diesem Jahr gilt ein gesetzlich festgeschriebener Beitragssatz von 14,6 Prozent des Bruttoentgelts, den Arbeitnehmer und Arbeitgeber jeweils zur Hälfte tragen. Wenn die Kassen damit nicht auskommen, können sie einen Zusatzbeitrag erheben. Den zahlen aber nur die Versicherten. Im Bundesdurchschnitt betrug er in diesem Jahr 0,9 Prozent, 2016 wird er voraussichtlich bei 1,1 Prozent liegen - Tendenz steigend. Deshalb "fordern wir die Rückkehr zur Beitrags-Parität", sagt der 48-Jährige aus Losheim. Die Arbeitgeber sollen also wieder gleichermaßen in die Pflicht genommen werden. Zumal damit zu rechnen sei, dass 2017 der Zusatzbeitrag im Durchschnitt nochmals um mindestens 0,2 oder 0,3 Prozentpunkte steigt, schätzt Loth.

Die IKK hat in diesem Jahr einen Zusatzbeitrag von 1,2 Prozent erhoben, also mehr als der Durchschnitt. Dieser Beitrag bleibe aber auch 2016 stabil, sagt Loth. Die IKK habe nicht knapp kalkulieren und später den Beitrag umso stärker anheben wollen, begründet er das Vorgehen. Probleme mit der Akzeptanz habe die Kasse nicht gehabt. Positiv habe die Einführung zusätzlicher Leistungen etwa über ein sogenanntes Gesundheitskonto gewirkt. Zum Beispiel werden darüber 80 Prozent der Kosten für Heilpraktiker oder Homöopathie übernommen. Spurlos ist die Beitragserhöhung aber doch nicht an der IKK vorübergegangen. So sank die Zahl der Versicherten dem jüngsten Quartalsbericht zufolge bis zum 1. Oktober um 2,64 Prozent auf 650 000.

Punkten will die IKK bei den Versicherten auch mit der Regionalität - "dass es ein Wert ist, bei einer saarländischen Kasse versichert zu sein", sagt Loth. Die IKK forciert den regionalen Bezug, indem sie zum Beispiel hiesige Betriebe beim Gesundheitsmanagement unterstützt oder Gesundheitsprävention zusammen mit saarländischen Vereinen anbietet.

Die regionale Verankerung spiegelt sich auch in der Entscheidung, auf dem Euro-Bahnhof-Gelände in Saarbrücken einen Verwaltungssitz zu bauen. 20 000 Quadratmeter Geschossfläche soll das Haus haben. Auf eine Größenordnung von 50 Millionen Euro schätzt der IKK-Chef die Baukosten. Bisher sind 1100 Mitarbeiter auf 14 Standorte in der Stadt verteilt. Von der Konzentration an einem Standort verspricht sich Loth viele Vorteile. Auch auf Dauer finanzielle: Denn die IKK zahlt bisher pro Jahr über zwei Millionen Euro Miete. "2016 wollen wir den ersten Spatenstich machen." Eine Bauzeit von zweieinhalb Jahren hält er für re alistisch.

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HintergrundDie Krankenkasse IKK Südwest ist im Saarland, in Rheinland-Pfalz und in Hessen aktiv. Sie hat nach eigenen Angaben 650 000 Versicherte. Davon sind demnach 460 000 zahlende Mitglieder. Im Saarland hat die Kasse an die 190 000 Versicherte und etwa 120 000 Mitglieder. mzt

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