„Ich will meine Zeit nicht verschwenden“

Die Rolle des Aragorn in „Herr der Ringe“ brachte dem Schauspieler Viggo Mortensen den großen Durchbruch. Danach drehte er drei Filme mit dem Autorenfilmer David Cronenberg und umging das Hollywood-Starkino. Jetzt kommt die elegante Patricia-Highsmith-Verfilmung „Die zwei Gesichter des Januars“ ins Kino, mit Mortensen als undurchsichtem Griechenland-Reisenden in den 60er Jahren. SZ-Mitarbeiter Martin Schwickert hat mit dem 55-jährigen Mortensen über den Film und seine Karriere gesprochen.

 Viggo Mortensen als undurchsichtiger Tourist. Foto: Studiocanal

Viggo Mortensen als undurchsichtiger Tourist. Foto: Studiocanal

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Durch "Herr der Ringe" sind Sie zum internationalen Star aufgestiegen, haben dann Hollywood aber gemieden und sich kleineren, unabhängig produzierten Filmen gewidmet. Warum?

Mortensen: Die Höhe des Budgets und der Gage sind für mich nicht entscheidend, sondern dass ich Teil einer Geschichte bin, die ich mir selbst gern ansehen würde. Vieles, was heute gedreht wird, finde ich schrecklich uninteressant. Damit kann man gutes Geld verdienen, aber an die meisten dieser Filme wird sich in ein paar Jahren keiner mehr erinnern. Als ich jung war, habe ich fast jede Rolle angenommen, weil ich Erfahrungen sammeln wollte. Nach "Herr der Ringe" konnte ich es mir leisten, wählerischer zu sein. Wenn man älter wird, wird einem klar, dass man nicht unbegrenzt viel Zeit zur Verfügung hat. Und so versucht man, seine Zeit nicht zu verschwenden.

Die Romane von Patricia Highsmith sind über die Jahrzehnte oft verfilmt worden. Sind Sie auch ein Highsmith-Fan?

Mortensen: Nein, das würde ich nicht sagen, aber ich habe einiges von ihr gelesen. Ich mag es, wie sie die Geschichten aufbaut und die Charaktere beschreibt. Die Figuren in "Zwei Gesichter des Januars" sind sehr vielschichtig, obwohl dies sicher nicht ihr bester Roman ist.

Wie nah bleibt der Film an der Vorlage?

Mortensen: Der Film arbeitet die Nuancen der Figuren noch stärker heraus. Im Roman weiß man schon nach ein paar Seiten, dass meine Figur Chester ein liederlicher, unehrlicher und ganz und gar nicht liebenswürdiger Typ ist. Der Film vermittelt erst einmal das sehr viel positivere Bild eines sorglosen Lebemannes, bis man merkt, dass das alles nur Fassade ist. Je näher man ihn kennenlernt, desto deutlicher sieht man seine Verlogenheit. Aber sein Charakter bleibt dennoch interessant.

Sie haben in Griechenland gedreht, das von der Krise stark betroffen ist. Wie hat sich das auf die Dreharbeiten ausgewirkt?

Mortensen: Ich lebe ja in Madrid, wo man die Auswirkungen ähnlich stark spürt. Auch in Griechenland waren die Konsequenzen der Krise nicht zu übersehen. Es war seltsam, unter der Akropolis zu drehen und so zu tun, als wandele man durch einen goldenen Nachmittag im Jahre 1962, während man nebenan die Sprechchöre der Demonstranten hörte.

Wenn Sie sich als "Herr der Ringe"-Darsteller nun die "Hobbit"-Filme anschauen. Kommen da Phantomschmerzen auf?

Mortensen: Aragorn taucht in "Der Hobbit" ja nicht auf - deshalb stellte sich die Frage gar nicht, ob ich auch ein Teil dieses Filmprojektes werde. Aber ich habe mir beide Filme mit den Kindern meiner Freunde angeschaut und das hat Spaß gemacht. Obwohl sie ja so einiges hinzuerfunden haben, um aus dem dünnen Buch drei lange Filme zu machen, was sicher nicht im Sinne Tolkiens ist.

Was haben Sie damals als Souvenir vom "Herr der Ringe"-Set mitgenommen?

Mortensen: Aragorns Kostüm, sein Schwert, ein paar Narben und viele gute Erinnerungen.

"Die zwei Gesichter des Januars" startet morgen in der Camera Zwo (Sb). Kritik heute im treff.region.

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Auf einen BlickDie anderen neuen Filme der Woche: Im Saarbrücker Filmhaus läuft die Doku "Tour du Faso" über das größte Radrennen Afrikas und der Spielfilm "Schnee von gestern" über das Schicksal von zwei jüdischen Schwestern. In vielen Kinos der Region starten das sehenswerte Märchenspektakel "Maleficent" mit Angelina Jolie, der Science-Fiction-Film "Edge of tomorrow" mit Tom Cruise, der konventionelle Animations-Film "Nix wie weg - Vom Planeten Erde" und die misslungene Westernparodie "A million ways to die in the West", die außer Brachial-Gags nichts zu bieten hat. redKritiken und Termine im treff.region.

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