„Ich mache, was ich kann und mag“

Vor allem in den 70er Jahren beschallten seine „Nonstop Dancing“-Alben so ziemlich jeden Partykeller Deutschlands. Arrangeur und Bandleader James Last, 1929 als Hans Last in Bremen geboren, ist der Inbegriff des gepflegten Easy Listenings. Die Musik-Kritik tat sich lange schwer mit ihm, aber Millionen kauften seine Alben. In diesem Jahr geht der Mann mit dem lässigen Dirigier-Stil auf Abschiedstournee mit seinem großen Show-Orchester. SZ-Redakteur Tobias Kessler hat mit James Last gesprochen.

 James Last (85), Grandseigneur des Easy Listening. Foto: Zauritz

James Last (85), Grandseigneur des Easy Listening. Foto: Zauritz

Foto: Zauritz

Wie viele Interviews geben sie an einem Pressetag wie heute?

Last: So sechs bis acht.

Wie anstrengend ist das?

Last: Das hängt davon ab, wie nett die Fragen sind. Früher war es anstrengender, vielleicht haben die Leute heute mehr Achtung vor einem 85-Jährigen.

Die Kritik war früher nicht immer freundlich zu Ihnen. Der Begriff "Easy Listening" war damals ein Kampfbegriff, heute sieht man ihn deutlich entspannter und positiver.

Last: Das hat mich damals nicht gestört. Ich tue einfach, was ich kann und mag. Wenn der Begriff "Easy Listening" erst heute einen besseren Klang hat als damals, war ich früher vielleicht schon ein Stück weiter als andere.

US-Regisseur Quentin Tarantino hat Ihr Stück "Der einsame Hirte" im Film "Kill Bill" eingesetzt und Ihren Namen bei einer neueren Generation bekannt gemacht - spüren Sie so etwas an einem vielleicht jüngeren Publikum bei Ihren Konzerten?

Last: Das kann ich so nicht sagen - unser Publikum wird vielleicht auch jünger, weil unser Programm jünger wird, wir verändern es ja ständig.

Gibt es da nicht alte Fans, die sich mehr vom klassischen "Happy Sound" wünschen?

Last: Klar, die gibt es, aber es gibt auch welche, die sagen, mit Dir werden wir immer jünger.

Eine Tournee zu planen, dauert sehr lange - ist für Sie die größte Arbeit dann vorbei, wenn die Tournee beginnt, in diesem Fall Ihre Abschiedstournee?

Last: Ich arbeite ja nicht, ich mache Musik. Aber anderthalb Jahre braucht man schon für die Planung und man muss beim Programm flexibel sein, weil heutige Titel sich nicht so lange halten wie früher. Wir spielen auf der Abschiedstournee Neues von Katy Perry und One Direction. Beim Konzert selbst steht für mich nicht der Abschied im Mittelpunkt. Das einzig Wichtige ist, dass meine Fans, meine Freunde und ich eine gute Zeit haben.

Spielen Sie auch Ihren Klassiker "Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung"?

Last: Den werden wir in einem Medley anklingen lassen.

Hat Ihre damalige Plattenfirma Polydor Ihnen in den besonders erfolgreichen 70er Jahren ein Denkmal gesetzt?

Last: (Lacht kurz). Neee.

Und wo sind Ihre goldenen Schallplatten?

Last: Die ersten 15 waren ja noch aus echtem Gold - und deshalb stehen die nicht im Keller, sondern liegen auf der Bank. Die späteren waren ja nur noch golden angestrichen.

Sie haben mit Ihrer Musik die ganze Welt bereist - gab es da länderspezifische Reaktionen?

Last: Es lief immer gut. Aber in Japan war das Publikum bei ruhigen Stücken mucksmäuschenstill - und bei schnellen mit viel Beat haben die Japaner schon mal die Bühne gestürmt. Ich dachte erst, die wollen mich umbringen, aber sie wollten nur auf der Bühne tanzen.

Wollten Sie im Laufe der Jahre mal aus Ihrem klassischen Sound ausbrechen und etwas ganz Anderes machen?

Last: Nein, das ist der Stil, den ich mag - würde ich etwas anderes machen, würde ich mich selbst betrügen und mich dann abends auf der Bühne ärgern. Das kann man ja nicht wollen.

Sie haben also nicht auf ein Publikum hingearbeitet?

Last: Eigentlich nicht - vielleicht am Anfang, als die Plattenfirma mir sagte, ich solle mal dieses und jenes machen. Aber später nicht mehr. Da habe ich gemacht, was mir gefiel, und es gefiel den Leuten - eigentlich ein Traum.

Ihr Kollege Ennio Morricone ist auf Europatournee - schauen Sie sich den mal an?

Last: Gerne - aber er hat ja gerade bis März verschoben. Das wäre schon was, wo ich hingehen würde. Aber ich gehe zu allen möglichen Konzerten. In Moskau habe ich neulich eine große Gustav-Mahler-Aufführung gesehen, fantastisch, und Pink in Miami - auch gut.

Show-Orchester wie Ihres gibt es kaum noch auf Tournee.

Last: Das ist ja auch ziemlich teuer. Wir haben das Glück, dass wir in großen Hallen spielen können, sonst müssten wir schon etwas kämpfen. Denn ich nehme nicht die Eintrittspreise, die die jungen Leute nehmen, bei denen es bis zu 100 Euro kostet. Und die gehen zu viert auf die Bühne, ich mit 38 Kollegen.

Und Sie bringen Show-Requisiten mit, darunter einen Flammenwerfer.

Last: Klar, der gehört dazu. Aber das muss ja alles bezahlt werden, 38 Musiker plus 40 Leute für Bühne und Licht.

Sie treten bald auch zum letzten Mal in der altehrwürdigen Royal Albert Hall in London auf.

Last: Zwei Mal sogar. Damit habe ich dann 90 Mal dort gespielt. Da fühle ich mich fast wie in meinem Wohnzimmer.

Ihre Konzerte dauern bis zu drei Stunden - feiern Sie danach noch im Hotel?

Last: Naja, ich nenne das lieber "ausklingen". Und meine Frau passt auf, dass das nicht zu stark ausklingt.

Konzert: Freitag, 10. April, 19.30 Uhr, Arena Trier. Karten an den üblichen VVK-Stellen.

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