In der Handwerkergasse in der Völklinger Hütte hängt er in jeder Ecke, der Charme des Künstlerlebens. Zumindest so, wie man ihn als Nicht-Künstler verklärt: Hinter den Fenstern der Ateliers, die viel Licht in die kargen Räume holen, thront die rostig-kantige Kulisse der Völklinger Hütte. Überall riecht es nach frischem Terpentin, überall wird gearbeitet. Studenten der Hochschule der Bildenden Künste Saar (HBK) bereiten ihre Projekte auf den großen Tag vor, wenn die Hochschule zum alljährlichen Rundgang ihre Tore öffnet.

In den Völklinger Ateliers sind die Grenzen zwischen Leben und Arbeit fließend. Logischerweise haben sich die angehenden Bildhauer unter Professor Georg Winter mit dieser Verquickung beschäftigt. Dabei nehmen sie Materialien aus ihrer Umgebung, denn Kunst, Leben und Alltag sind für sie eng miteinander verknüpft. HyunHo Park hat über Jahre alle Blätter eines Baumes gesammelt und zu Installationen verarbeitet, Lila Rose verbindet Baum und Bauschaum zu einfacher Poesie. Michael von Schönberg hat sich ein provokantes Thema gesucht: Er backt Kuchen in Tierformen und lässt sie verschimmeln. "Es geht um den Umgang mit der Zeit und der Veränderung von Substanzen", sagt Winter über dieses Projekt ebenso anerkennend wie über all die anderen Arbeiten. Auch im Malerei-Atelier von Hochschulrektorin Gabriele Langendorf hängen mehrere sehr interessante Werke: Alexander Minor hat Politiker auf ihre Krawatten reduziert, andere Studenten fertigten Kopien bekannter Meister in verschiedenen Stilen an.

Auf dem Saarbrücker Campus der HBK gibt es ebenfalls allerhand zu entdecken: Im Foyer wird der 3-D-Porzellandrucker in Aktion zu erleben sein. Ob Tasse mit Doppelwand, Filter aus Maschen oder Behälter mit Kammern - die unzähligen Drucke werden in einem beleuchteten Turm gezeigt. "Diese vielfältigen Formen wären mit anderen Verfahren nicht herstellbar", erklärt Lehrbeauftragte Christine Schößer. Daneben wird die Saarbrücker Stadtsilhouette projiziert: Professor Daniel Hausig gibt einen Vorgeschmack auf die geplante Installation an der Berliner Promenade im April. Das bleibt nicht die einzige Auseinandersetzung mit dem Saarland. Im Atelier von Ivica Maksimovic und Karina Hartwahn haben die Studenten freche Saar-Postkartensprüche ("15 gestohlene Slogans") gedichtet. Auch hier riecht es stark - allerdings nicht nach Terpentin, sondern nach Maggi. Die im Saarland beliebte Gewürzsoße wurde kurzerhand als Aquarellfarbe umgenutzt.

Nicht die Nase der Besucher, sondern ihren Spieltrieb sprechen die Studenten um Burkhard Detzler, Professor für Digitale Medien, im Dachatelier an: Ein Team beweist Geschicklichkeit gegen einen Gegner mit 3-D-Brille. Zudem gibt es hier was auf die Ohren: Heute, 21 und 22 Uhr, spielen Studenten der Hochschule für Musik Jazzimprovisationen zu einem auf drei Leinwände projizierten Film - die Zuschauer sitzen mitten in der Projektion.

Doch bis alles fertig ist, wird bis zur letzten Minute gemalt, montiert, lackiert, programmiert - manchen treibt es auch nachts noch in die Ateliers. Bei dem Rundgang merkt man, wie ausnehmend vielfältig und fachübergreifend hier gearbeitet wird. Und, wie viel hundert Liter Herzblut in den einzelnen Arbeiten stecken. Wenn der Kunstfunke jemanden massiv in Brand steckt: Am Montag können sich Studieninteressierte von 9.30 bis 15 Uhr über ein Studium informieren.

Rundgangeröffnung im Foyer der HBK heute um 18 Uhr; geöffnet Sa - So 10 - 19 Uhr, Mo 9 - 15.30 Uhr. Eröffnung in der Völklinger Handwerkergasse am Sa, 14 Uhr; geöffnet So, Mo 10 - 19 Uhr.

Ausstellungseröffnung und Verleihung des Peter-und-Luise-Hager-Preises für interdisziplinäre Ästhetik heute um 19 Uhr, Galerie der HBK. Laufzeit der Schau bis zum 1. März.

Info und Programm unter www.hbksaar.de