HTW-Professor sieht Potenzial im Mittelstand

Saarbrücken. Ralf Oetinger, Leiter des Instituts für Industrieinformatik und Betriebsorganisation an der HTW, regt angesichts leerer Kassen im Saarland eine Effizienzinitiative für den Mittelstand an. Denn gerade bei den kleinen und mittleren Unternehmen sei noch viel ungenutzes Potenzial vorhanden

Saarbrücken. Ralf Oetinger, Leiter des Instituts für Industrieinformatik und Betriebsorganisation an der HTW, regt angesichts leerer Kassen im Saarland eine Effizienzinitiative für den Mittelstand an. Denn gerade bei den kleinen und mittleren Unternehmen sei noch viel ungenutzes Potenzial vorhanden. "Keiner der saarländischen Mittelständler hat es im vergangenen Jahr unter die Top 100 in Deutschland geschafft", sagt Oetinger. Mehr Effizienz würde die Gewinne steigern - und sich damit über die Gewerbe- und Einkommenssteuer auch auf Steuereinnahmen auswirken. Bei der Förderung der mittelständischen Unternehmen sieht Oetinger die Politik in der Pflicht. Im Mittelstand, per Definition haben diese Unternehmen weniger als 1000 Mitarbeiter und einen Umsatz von maximal 50 Millionen Euro, sei das Bewusstsein selten ausgeprägt, welches Potenzial Effizienzsteigerungen bergen. "Hier müsste die Wirtschaftsförderung im Saarland greifen", sagt Oetinger. Unter anderem würde durch solch eine Initiative auch der Standort an Attraktivität gewinnen.Oetinger geht davon aus, dass bei einer Ertüchtigung der Unternehmen eine Effizienzsteigerung von von fünf Prozent pro Jahr durchaus möglich sei. Gerade in der Verwaltung schlummerten bei vielen Unternehmen noch Potenziale - in der Produktion dagegen hätten viele bereits den Nutzen von Effizienzprogrammen erkannt. "Gute Unternehmen schaffen es, im administrativen Bereich über drei Jahre 15 Prozent Verbesserung hinzubekommen", ist er überzeugt.Oetinger beschäftigt sich seit langem mit dem Thema Effizienz im Mittelstand. Sein Institut hat erst kürzlich eine Methode erarbeitet, mit der Unternehmen ihre Defizite aufdecken können. "Dabei werden die Erfolgsfaktoren Mitarbeiter, Produkte, Prozesse, Ressourcen und Positionierung ausführlich analysiert", erklärt Oetinger (Foto: HTW). "Wenn es an einzelnen Stellen hakt, beeinflusst das die gesamte Produktivität."Unternehmen, davon ist er überzeugt, müssen sich mit diesem Thema über kurz oder lang auseinandersetzen. "In Zeiten der Globalisierung erfordert die steigende Konkurrenz auch ein Umdenken in der Unternehmensstrategie", sagt er. Die Unternehmen müssten, um zukunftsfähig zu bleiben, nachhaltiger agieren. Oetinger selber bezeichnet sich als Lotse, der Defizite nur sichtbar macht: "Für die Lösung der Probleme empfehlen wir Angebote des Wirtschaftministeriums oder externer Berater." Oetinger handelt dabei nicht ganz ohne Eigennutz. "Jedes Projekt hilft uns, unsere Wissensdatenbank auszubauen und zu verfeinern", sagt er.

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