„House of Cards“ und die ungebremste Hintertücke

Saarbrücken · Einen sensationellen Erfolg feiert zurzeit die Serie „House of Cards“ in den USA: Die Geschichte eines Kongressabgeordneten der Demokraten (Kevin Spacey), der im politischen Ränkespiel buchstäblich über Leichen geht, hat die Kritik entzückt und ihrem Urheber, dem Streaming-Dienst „Netflix“, satte Gewinne beschert. Gut, dass der Erfolg nun den Mehrteiler wieder bekannt macht, auf dessen Grundidee auch die aktuelle US-Reihe basiert: „House of Cards“, das Original, entstand ab 1990 für die BBC, erscheint jetzt bei uns auf DVD und ist ein großes Vergnügen: Francis Urquhart, Fraktions-Chef der Konservativen, hofft nach der knappen Wiederwahl seiner Regierung auf einen Ministerposten.

Als der Premier ihm das verweigert, ist das für ihn eine Kriegserklärung: Von nun an sägt er langsam, aber mit Nachdruck an dessen Stuhl. Wie er das tut, ist eine Lehrstunde in diplomatischem Geschick, geschliffener Sprache, intelligenter Taktik und ungebremster Hintertücke. Urquhart nutzt Freund und Feind, findet bei jedem Schwachstellen und setzt dort den Hebel an. Er stößt Komplotte an, sät Misstrauen und erntet Chaos.

Herz der Reihe ist der famose Hauptdarsteller Ian Richardson, der sich immer wieder mit sarkastischen Kommentaren direkt in die Kamera und damit an uns wendet - ein wenig wie bei Shakespeare - und erklärt, was er gerade wieso tut. Ein sympathisches, kultiviertes Monstrum, dem man gerne beim Manipulieren zuschaut. Denn seine Opfer sind kaum netter als er, und Schadenfreude bleibt, so ist die menschliche Natur, eine der schönsten Freuden.

Die ersten beiden Reihen von 1990 und 1993 mit je vier einstündigen Episoden sind bei Pandastorm erschienen; die letzte von 1995 erscheint im Sommer.

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