Hohes Risiko statt steriler Perfektion

Mettlach. Der Geigerin Mirijam Contzen eilt ein glänzender Ruf voraus. So war es nicht verwunderlich, dass auch einige Violinisten am Sonntag zu den Kammermusiktagen in die Alte Abtei geeilt waren, um die Varga-Schülerin zu erleben. Mit ihrem Klavierpartner Florian Uhlig musizierte sie Violinsonaten der Romantik

Mettlach. Der Geigerin Mirijam Contzen eilt ein glänzender Ruf voraus. So war es nicht verwunderlich, dass auch einige Violinisten am Sonntag zu den Kammermusiktagen in die Alte Abtei geeilt waren, um die Varga-Schülerin zu erleben. Mit ihrem Klavierpartner Florian Uhlig musizierte sie Violinsonaten der Romantik.Felix Mendelssohn-Bartholdy hatte seine F-Dur-Sonate von 1838 verworfen und nie veröffentlicht. Bis Menuhin sie 1952 im Nachlass entdeckte und freizügig eine unvollendete Zweitfassung des Kopfsatzes einbaute. So wird sie heute gespielt und macht gute Figur. Vor allem, wenn es so unkompliziert und intensiv zur Sache geht wie bei den jungen Künstlern. Mit kräftigem Zugriff, ausgewogener Klangpracht, Temperament und sensibler Lyrik wurde nicht nur Mendelssohn zum kurzweiligen Vergnügen; auch Robert Schumanns a-moll-Sonate profitierte von diesem saftigen Musizieren. Leidenschaftlich der Kopfsatz, reizvoll der Kontrast zwischen liedhafter Innigkeit und kapriziös Tänzerischem im Mittelsatz und voranstürmend das Finale im etwas störrischen Toccaten-Duktus. Camille Saint-Saens hat seine d-moll-Sonate als "Sonate de Concert" bezeichnet, um ihren virtuosen Zuschnitt zu unterstreichen. Auch hier keine sterile Perfektion, sondern volles Risiko beim Hineingreifen in Saiten und Tasten, temporeiches und homogenes Zusammenspiel, ausdrucksstarke Agogik und Dynamik. Nach so viel Intensität entspannte als Zugabe eine sanfte Melodie aus Glucks "Orfeo". fa

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