Hochtief zeigt sich kämpferisch

Düsseldorf. Die Übernahmeschlacht um den größten deutschen Baukonzern Hochtief geht in die heiße Phase: Während der spanische Großaktionär ACS gestern auch offiziell eine Offerte für den deutschen Konkurrenten vorlegte, arbeitet Hochtief hinter den Kulissen mit Hochdruck an einer Abwehrstrategie

Düsseldorf. Die Übernahmeschlacht um den größten deutschen Baukonzern Hochtief geht in die heiße Phase: Während der spanische Großaktionär ACS gestern auch offiziell eine Offerte für den deutschen Konkurrenten vorlegte, arbeitet Hochtief hinter den Kulissen mit Hochdruck an einer Abwehrstrategie. Bei einer Pressekonferenz in Düsseldorf zeigte sich Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter (Foto: dpa) wenig überzeugt von der Aussicht auf eine Zusammenarbeit mit dem Großaktionär: "Wir können alles besser, weil wir es unter Beweis gestellt haben. In der Regel begegnen wir ACS als Wettbewerber." Gespräche würden derzeit nicht geführt. Welche Giftpfeile das Unternehmen noch im Köcher hat, wollte er jedoch nicht verraten. Man sei mit Beratern im Gespräch über das weitere Vorgehen. Keinen Zweifel ließ Lütkestratkötter an seinem Durchhaltewillen. "Ich bin Marathon-Läufer. Man hört erst auf, wenn man über die Ziellinie gelaufen ist", sagte er. Spekulationen über einen "versüßten Abschied" für den Hochtief-Vorstand nach einer möglichen Einigung mit ACS erteilte er eine klare Absage. Bei den Vorbereitungen zu einer Abwehrstrategie ließ sich der Hochtief-Chef jedoch nicht in die Karten schauen. Man prüfe alle strategischen Möglichkeiten, hieß es lediglich. Auch eine Kapitalerhöhung sei denkbar, sagte Hochtief-Finanzchef Burkhard Lohr. Dadurch könnte der ACS-Anteil an Hochtief von derzeit knapp unter 30 Prozent weiter verwässert werden. Die Folge: Die geplante Übernahme würde sich weiter verteuern.Im Abwehrkampf will der Essener Baukonzern Hochtief nun außerdem seine Bilanz aufpolieren und Töchter abstoßen. Durch den Verkauf von Teilen der lukrativen Infrastruktur-Tochter Concessions soll sich der Konzerngewinn von Hochtief bereits im kommenden Jahr auf rund 600 Millionen Euro verdreifachen. Im vergangenen Jahr hatte der Baukonzern einen Gewinn von knapp 192 Millionen Euro erwirtschaftet.Von der Politik forderte der Hochtief-Chef eine Änderung der deutschen Übernahmegesetze. Eingriffe, die ausschließlich die Ziele von Hochtief verfolgten, lehnte er jedoch ab. "Wir haben nie darum gebeten, dass wir eine Lex Hochtief haben wollen", sagte er. Knapp zwei Monate nach der ACS-Ankündigung, die Mehrheit an Hochtief übernehmen zu wollen, legte der spanische Baukonzern gestern seine Offerte bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) vor. Die Behörde muss das Angebot nun noch in diesem Monat prüfen. Aktionärsschützer hatten die in ihren Grundzügen bereits bekanntgewordene Offerte jedoch bereits im Vorfeld als wenig attraktiv kritisiert. Für fünf Anteile an Hochtief sollen die Aktionäre acht Anteile an ACS erhalten. Das Angebot lag damit auch gestern unter dem aktuellem Kurs von Hochtief. Bei einer außerordentlichen Hauptversammlung Ende kommender Woche in Madrid will sich ACS von seinen Aktionären grünes Licht für eine Kapitalerhöhung geben lassen, die den geplanten Aktientausch ermöglichen soll. Für den Einstieg bei Hochtief müsste der hoch verschuldete spanische Konzern dann kein Bargeld aufbringen.

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