Hilfe, ich wurde "beschumpfen"

Er sei von den Gegnern des Stuttgarter Bahnhofsprojektes bei einem Einsatz "beschumpfen" worden, klagte kürzlich ein Polizist öffentlich, worauf erwartungsgemäß 100 Bildungsbürger losratterten, dass es "beschimpft" heißen muss und dass man mal schön sehen könne, wie die Wasserwerfer der Polizei in den Sprachzentren der eigenen Leute Schaden anrichten

Er sei von den Gegnern des Stuttgarter Bahnhofsprojektes bei einem Einsatz "beschumpfen" worden, klagte kürzlich ein Polizist öffentlich, worauf erwartungsgemäß 100 Bildungsbürger losratterten, dass es "beschimpft" heißen muss und dass man mal schön sehen könne, wie die Wasserwerfer der Polizei in den Sprachzentren der eigenen Leute Schaden anrichten. Vielleicht aber wusste der Polizist sehr wohl, dass es "beschimpft" heißt, er sagte aber trotzdem "beschumpfen", einfach um zu schauen, was dann an mutmaßlich klugen Meldungen auf ihn niedergeht. Wenn es charmanterweise tatsächlich so war, stünde er allemal glänzender da als die Dudenlangweiler in ihrer Verbiesterung. Oder heißt es Verbiestertheit?Egal, man sollte erfreut oder, gerade in der Adventszeit, zumindest großzügig gestimmt sein, wenn Sprachschöpfungen in möglichst vielen Berufsgruppen ihren Ausgang nehmen und Milde über Unzulänglichkeiten des Alltags decken. So ist es dem niederländischen Fußballtrainer Louis van Gaal zu verdanken, dass in der ganzen Republik neuerdings Torchancen nicht mehr "herausgearbeitet" werden, sondern "kreiert". Ist das nicht wunderbar? Ein Kreisligafußballer semmelt den Ball aus einem Meter am Tor vorbei, darf aber zum Trost im "Saaramateur" nachlesen, dass ihm die "Kreation" einer Chance gelungen war. Wer hier zum Schumpfen ansetzen will, kriegt eins mit dem Wasserwerfer über.

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