Herz der Finsternis

Saarbrücken. Auch wem der Name Giger nichts sagt, der wird wohl seine berühmteste Kreation kennen: den Außerirdischen aus der "Alien"-Filmreihe, ein feuchtledriges, geschlechtsloses Wesen, das 1979 in seiner Fremdartigkeit wie eine Albtraum-Ausgeburt über das Kinopublikum kam

Saarbrücken. Auch wem der Name Giger nichts sagt, der wird wohl seine berühmteste Kreation kennen: den Außerirdischen aus der "Alien"-Filmreihe, ein feuchtledriges, geschlechtsloses Wesen, das 1979 in seiner Fremdartigkeit wie eine Albtraum-Ausgeburt über das Kinopublikum kam. Das Schreckensdesign brachte dem düsteren Surrealisten einen Oscar ein (auch wenn man ihn für die Fortsetzungen nur noch minimal konsultierte).

David N. Jahn war zeitweise Assistent Gigers und hat über ihn eine Dokumentation gedreht, die auf DVD erscheint. "HR Giger Revealed" zeigt den 70-Jährigen bei der Arbeit in seinem Züricher Haus, beim Wandeln über einen Prager Friedhof und beim Verhandeln mit einem seiner Agenten (währenddessen er nebenbei einen Totenkopf schnitzt). Oft äußert er sich nicht, man hört mehr von Anhängern und Weggefährten: Debbie Harry ("Blondie") etwa, für die Giger einst ein Plattencover entwarf - mit Harry als biomechanischem Hybrid; der österreichische Künstlerkollege Ernst Fuchs beschreibt Giger prägnant: Kein anderer beschäftige sich mit dem Dunklen, dem Schrecklichen derart liebevoll.

Die Machart des Films wirkt bisweilen überambitioniert - Regisseur Jahn legt, wohl um Giger atmosphärisch einzufangen, dunkle, bedrohliche Synthesizer-Klangteppiche unter die meisten Szenen, was nicht immer passt: Etwa wenn Giger sich ganz prosaisch und un-apokalyptisch die Zähne putzt. Überflüssig ist auch das Statement eines Astrologen, der wortreich anhand Gigers Geburtstag erklärt, wieso der Schweizer genau diese Kunst erschafft und keine andere. Giger selbst bleibt in der Dokumentation eine Leerstelle, ein Mann im Schatten.

Umso willkommener ist das üppige Bonusmaterial der DVD, das sich ganz dem Werk widmet: mit verstörenden Computeranimationen seiner Seelenlandschaften, in denen Mensch und Maschine miteinander verwachsen, oft durchdrungen von einer dunklen, mechanisch-freudlosen Sexualität und Todesahnung. Zu sehen sind auch einige Kurzfilme (ab 1967), ein Hausbesuch und eine Pariser Ausstellung seiner Werke. Über die sagt einer der Weggefährten: Giger male seine Leidenswelten so ausführlich, dass sie ihren Schrecken verlören. Das wird wohl nicht jedem Betrachter so gehen.

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