Herweck geht von Kirkel nach Rohrbach

Kirkel/Rohrbach. Die Regale sind voll, teilweise stehen Paletten in den Gängen: "Wir brauchen dringend neue Logistik-Kapazitäten", sagt Jörg Herweck, Chef des gleichnamigen Telekommunikations-Händlers aus Kirkel beim Rundgang durch das Lager. Abhilfe soll nun ein Neubau in Rohrbach schaffen

Kirkel/Rohrbach. Die Regale sind voll, teilweise stehen Paletten in den Gängen: "Wir brauchen dringend neue Logistik-Kapazitäten", sagt Jörg Herweck, Chef des gleichnamigen Telekommunikations-Händlers aus Kirkel beim Rundgang durch das Lager. Abhilfe soll nun ein Neubau in Rohrbach schaffen. Dort investiert Herweck elf Millionen Euro in ein modernes Logistikzentrum und anschließend die Verwaltung.Damit ist Herweck das zweite Unternehmen, das der Gemeinde Kirkel den Rücken kehrt. Praktiker hatte zuvor einen Großteil seiner Zentrale nach Hamburg verlegt. Wenn Jörg Herweck auf die Gemeinde Kirkel zu sprechen kommt, schwingt auch Enttäuschung mit: Dass es nicht möglich gewesen sei, einem der besten Steuerzahler Kirkels Gewerbefläche für eine Erweiterung anzubieten, kann er nicht verstehen. Gerne hätte er das Unternehmen in Kirkel vergrößert. Nun wird das Logistikzentrum Ende 2013 am neuen Standort den Betrieb aufnehmen. Die Verwaltung soll sukzessive folgen, die Gebäude in Kirkel sollen verkauft werden.

Herweck wirtschaftet in Kirkel eher im Verborgenen. Das Unternehmen ist stark spezialisiert. Als Großhandelsunternehmen beliefert es Händler und Online-Shops in ganz Deutschland und seit einem Jahr sogar weltweit mit Handys, Telefonanlagen sowie IT-Zubehör. "Endkunden beliefern wir nicht", sagt Herwecks Co-Vorstand Dieter Philippi. "Das würden unsere Händler nicht mögen, wenn wir ihnen Konkurrenz machen." Die fehlende Bekanntheit macht sich in Zeiten des Fachkräftemangels aber auch negativ bemerkbar, denn "es wird immer schwieriger, Mitarbeiter zu finden", sagt Herweck.

Vor 27 Jahren haben Herweck und Philippi den Grundstein für das Unternehmen gelegt. Damals handelten Sie mit Anrufbeantwortern und Telefon-Sondermodellen, die auf dem Monopolmarkt in Deutschland noch nicht zugelassen waren. "Für Deutschland mussten die Hersteller eigene Schaltungen entwickeln, damit die Telefone hier überhaupt funktionierten", erinnert sich Philippi. Mit der Liberalisierung kam dann auch der Handel weiter in Schwung: "Die Leute wollten jetzt Geräte, auf denen Siemens draufsteht", sagt Philippi. "Und wir sind nach und nach zum Großhändler geworden."

Rund 11 000 Artikel hat Herweck im Programm, beliefert in Deutschland rund 20 000 Händler. Der Lagerhaltung kommt dabei zentrale Bedeutung zu: "Mobilfunkgeräte sind wie Fleisch und Gemüse, die werden schnell schlecht", sagt Philippi. Ständig müsse man den Bestand im Auge behalten, ältere Geräte schnell abverkaufen und neue ins Programm aufnehmen.

Im neuen Lager soll mehr automatisiert werden als heute, sagt Herweck, ein vollautomatisches Lager will er aber nicht einrichten: "Unsere Qualität beruht sehr auf unseren Mitarbeitern", sagt er. Außerdem ermögliche der Einsatz der Mitarbeiter auch hohe Flexibilität: "Wir liefern unterschiedlichste Größen, von ganzen Paletten bis zu Einzelbestellungen", sagt er. Trotz fast 30jährigem Bestehen ist Herweck noch immer auf Expansionskurs. Im vergangenen Jahr konnte das Unternehmen - auch durch die neuen Aktivitäten auf den Auslandsmärkten - den Umsatz von knapp 170 Millionen Euro 2010 auf rund 230 Millionen Euro 2011 steigern.

Für die Zukunft sieht Herweck noch weitere Wachstumsmöglichkeiten. So wäre es interessant, auch große Unternehmen beispielsweise als Abnehmer für ihre IT- und Telekommunikationsstruktur zu gewinnen. "Zurzeit haben wir zu viele andere Baustellen, um das aktiv voranzutreiben", sagt Herweck, doch das wäre noch ein vielversprechendes Geschäftsfeld. Fotos: Herweck

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort