Helge Schneider in Saarbrücken: Viel Jazz, wenig Komik

Saarbrücken

Saarbrücken. Was bewegt den Helge-Schneider-Fan dazu, ein Konzert seines Lieblingskünstlers zu besuchen? Geht er dort hin, um herzlich über dessen Sprachartistik zu lachen? Möchte er einen weiteren Beleg haben für das unglaubliche musikalische Talent und die Fingerfertigkeit des Komikers an mehreren Instrumenten? Oder will der Besucher, wie am Donnerstag in der Saarlandhalle geschehen, über weite Strecken des Auftritts einfach nur Jazz hören? Letzteres erscheint unwahrscheinlich, da ein reines Jazz-Konzert die größte Halle des Saarlandes wohl kaum fast komplett füllen würde, so wie es Schneider geschafft hat. Also muss es doch am herausragenden komischen Talent des Entertainers liegen, dass er die Massen anzieht. Leider geht er damit immer sparsamer um. Mischten sich im ersten Teil des Programms "Komm, hier haste ne Mark" noch die Komponenten Musik und Humor auf unterhaltsame Weise, so übertrieb Schneider mit seiner Band die musikalischen Einlagen im zweiten Teil des Abends. Hier ein ausgedehntes Schlagzeug-Solo, dort eine langsame Jazznummer - treibt den Mülheimer da etwa ein missionarischer Eifer, weswegen er seine Lieblingsmusik einer breiten Zuhörerschaft aufzwingt, die in der Mehrheit sicherlich keinen Duke Ellington im CD-Regal stehen hat? Wahrscheinlicher ist, dass das Multitalent sich die künstlerische Freiheit herausnimmt, auf der Bühne nur das zu tun, was ihm Spaß macht. Und das ist immer dann zum Schreien komisch, wenn Schneider etwas parodiert - seien es die stoischen Tagebuch-Aufzeichnungen eines Nordpol-Abenteurers des 19. Jahrhunderts oder die gequälten Manierismen eines Flamenco-Sängers. Die vierköpfige Band bräuchte er aber zur Unterhaltung seines Publikums nicht unbedingt - viel eher dient sie wohl dem eigenen Wohlbefinden auf der Bühne. sedi

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