Heftiger Streit um Betriebsrat bei Adler

Saarbrücken · Das Arbeitsgericht Saarbrücken verhandelt heute, ob bei der Adler Vertriebs GmbH & Co. Werbegeschenke KG ein Betriebsrat gegründet wird. Voraus ging ein monatelanger Streit innerhalb des Unternehmens und mit der Gewerkschaft Verdi.

Der Werbegeschenke-Vertrieb Adler hat an seinem Standort in Saarbrücken noch keinen Betriebsrat. Seit Monaten läuft hinter den Kulissen eine Auseinandersetzung zwischen erbitterten Gegnern und energischen Befürwortern, die heute vor dem Arbeitsgericht in Saarbrücken ihren Höhepunkt erreicht. Mittendrin steht die Gewerkschaft Verdi.

Stefanie Recknagel, die Verdi vertritt, verweist darauf, dass vor zwei Jahren zwei Mitarbeiter auf die Gewerkschaft zugekommen seien. Sie hätten den Wunsch geäußert, Unterstützung bei der Gründung eines Betriebsrats zu bekommen. Nachdem die beiden Mitarbeiter, wie es das Betriebsverfassungsgesetz vorschreibt, nachweisen konnten, dass genügend Beschäftigte hinter der Betriebsratsgründung standen, hat Verdi laut Recknagel eine Informationsveranstaltung bei Adler einberufen.

Unstrittig unter allen Beteiligten ist, dass diese Veranstaltung aus dem Ruder lief. Recknagel spricht von Mitarbeitern, die mit Zwischenrufen gestört hätten. "Diese Mitarbeiter waren gekauft. Sie haben uns nicht ausreden lassen und immer wieder gerufen: Gewerkschaft raus." Nach ihrem Eindruck sind alleinerziehende Mütter und Beschäftigte, die Pflegefälle zu betreuen haben, vorgeschickt worden mit der Argumentation, alles sei sozial und in Ordnung. Einige Mitarbeiter hätten ihr gedroht: "Wir wissen, wo dein Auto steht" und "Wir wissen, wo du wohnst."

Zudem kritisierten einige Mitarbeiter, die von Verdi bestellte Dolmetscherin, die den französischen Mitarbeitern Sachverhalte erklären sollte, habe nicht korrekt übersetzt.

Auch nach der Veranstaltung hätten Mitarbeiter Recknagel versichert, man wolle einen Betriebsrat, habe aber Angst, sich öffentlich zu äußern. Handlungsbedarf sähen sie bei der Arbeitszeit und den Provisionen. Mitarbeiter, die einen Großteil ihres Gehaltes auf Provisionsbasis beziehen, verlören bei Krankheit Stammkunden und bekämen diese später nicht mehr zurück.

Viele Stimmen sprechen sich aber auch gegen einen Betriebsrat aus. Zwei Mitarbeiter überreichten unserer Zeitung eine Liste mit 70 Unterschriften. Die Sprecher dieser Initiative verweisen auf flache Hierarchien. Probleme könne man ständig mit dem Chef besprechen. Alle seien per du. Die Firma sei sehr familiär. Hautfarbe oder körperliche Einschränkungen spielten keine Rolle. Verbesserungsvorschläge seien erwünscht. Es gebe Feste und Weihnachtsfeiern , man gehe zwei- bis dreimal pro Jahr zusammen essen, was das Unternehmen bezahle. Es gebe Sondergratifikationen, 25 Tage Urlaub und für jeden Mitarbeiter einen festen Kundenstamm . Niemand werde im Stich gelassen in der Adler-Familie.

Geschäftsführer Dirk Heß sagte, Adler habe Verdi versichert, eine Betriebsratswahl nicht verhindern zu wollen. Mit ihm habe bisher jedoch niemand von Verdi gesprochen. Heß stellte aber klar, dass Adler die Interessen der Mitarbeiter auch ohne Betriebsrat ausreichend wahrnehme. "Wir haben bisher erfolgreich andere Formen und Möglichkeiten etabliert. Dafür haben wir 2013 ein Budget eingestellt und Zug um Zug gemeinsam mit den Mitarbeitern mit der Umsetzung begonnen." Dies beinhalte einen Gesundheitszirkel sowie Round-Table-Gespräche. Adler investiere zwei Millionen Euro in Technik und Ausstattung der Arbeitsplätze. Weitere Maßnahmen seien geplant.

Probleme könne man jederzeit mit ihm besprechen, sagte Heß. "Meine Tür steht immer offen, und die Mitarbeiter nutzen das. Wir gehen sehr kollegial, offen und respektvoll miteinander um. Da machen sich die amerikanischen Wurzeln von Adler und die Internationalität der Mitarbeiter bemerkbar."

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