Hauptsache Nebensachen

Neunkirchen. "Der Künstlerbund soll nicht nur statisch in Saarbrücken bleiben und sich dort präsentieren", sagt Ursel Kessler. Die Malerin vertritt seit 2008 gemeinsam mit dem Bildhauer Thomas Wojciechowicz als Doppelspitze die Interessen des Künstlerbundes und seiner aktuell 43 Mitglieder in der Öffentlichkeit. Sie sprach bei den Galerien und Museen der Landkreise vor

 Hintersinniger Nebenweg: Thomas Wojciechowiczs gemalte "Kartensammlung". Foto: Katalog

Hintersinniger Nebenweg: Thomas Wojciechowiczs gemalte "Kartensammlung". Foto: Katalog

Neunkirchen. "Der Künstlerbund soll nicht nur statisch in Saarbrücken bleiben und sich dort präsentieren", sagt Ursel Kessler. Die Malerin vertritt seit 2008 gemeinsam mit dem Bildhauer Thomas Wojciechowicz als Doppelspitze die Interessen des Künstlerbundes und seiner aktuell 43 Mitglieder in der Öffentlichkeit. Sie sprach bei den Galerien und Museen der Landkreise vor. Die Städtische Galerie Neunkirchen griff als erste zu, gemeinsam entstand das Konzept der Ausstellung "Nebenwege", an der aufgrund der Platzverhältnisse zwölf Mitglieder teilnehmen. Dass man sich im Land verteilen kann, zeigt, dass ein den Bund in den Nachkriegsjahren forderndes Problem längst gelöst ist: Es gibt genug Ausstellungsgelegenheiten. Nun geht es um die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit.Daher lenkt der Bund den Blick auf unbekannte oder bislang selten gezeigte Werkgruppen seiner Mitglieder. "Nebenwege" eben. Im Ergebnis unterscheidet sich das nicht von den weiterhin alle zwei Jahre in der Saarbrücker Stadtgalerie platzierten Künstlerbundausstellungen: Nehmen wir es also vorweg: Die Sache erweist sich als gute Idee, der es an konsequenter Umsetzung mangelt. Wohin führt der Nebenweg von Annette Grund, deren Hauptweg unbekannt ist? Auch finden sich Nebenwege, die sich kaum vom Hauptweg unterscheiden - wie im Falle von Werner Raubers fotografischen Kaleidoskopen oder bei Mane Hellenthal, deren Wandbilder aus rotkariertem Stoff erst vor ein paar Wochen in der Stadtgalerie zu sehen waren. Bei anderen sind die Nebenwege längst ausgefahren: Lukas Kramers Objekte und Malerei verbindende Installationen erprobte bereits eine Ausstellung zu seinem 65. Geburtstag am selben Ort. Klaudia Stolls und Ursel Kesslers Zeichnungen sowie Werner Constroffers Fotos alltäglicher Arrangements sind einem nicht weniger vertraut. Andrea Neumann - bekannt dafür, dass sie für ihre Malerei bisweilen auf Fotos als visuelle Notizen zurückgreift - versammelt hier ihre Fotoskizzen zu den jüngsten Werkgruppen "Noces" und "Akkord". Der Maler Arvid Boecker zitiert mit seinen beiden in Häkelhüllen gesteckten massiven Hartplastikröhren die alten Studienzeiten bei Bodo Baumgarten herbei, als die Farbe noch plastische Form war. Hier öffnete sich für ihn erstmals ein Nebenweg. Ähnliches gilt für die Performerin Jacqueline Wachall, von der in Neunkirchen beachtliche Zeichnungen zu sehen sind. Zu wünschen wäre, dass sie daraus wieder einen Hauptweg machte.

Hans Husel und Thomas Wojciechowicz retten die Ausstellung. Der Bildhauer, der für seine robusten Holzplastiken bekannt ist, ist hier mit figurativer, hintersinniger Malerei eines Regals mit Kunstpostkarten zur Stelle. Hans Husel folgt ihm mit den notwendig unscharfen Fotos von Konzerten der Reihe "KünstlerhausMusik", die er mehr oder weniger nebenbei organisiert. Hier funktioniert das Konzept, dem man aufs Ganze gesehen mehr Konsequenz wünschte. sg

Bis 17. Oktober. Di/Mi/Fr 10 bis 12.30 und 14 bis 17 Uhr; Do bis 18 Uhr; Sa 14 bis 17 Uhr; So 14 bis 18 Uhr. Katalog: acht Euro.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort