Guttenberg favorisiert Opel-Insolvenz

Berlin. Unmittelbar vor der Entscheidung im Übernahme-Rennen um den angeschlagenen Autobauer Opel ist in der großen Koalition ein offener Streit ausgebrochen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) ging dabei auf Distanz zu Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), der eine Insolvenz des Autobauers als denkbare Lösung untermauert hatte

Berlin. Unmittelbar vor der Entscheidung im Übernahme-Rennen um den angeschlagenen Autobauer Opel ist in der großen Koalition ein offener Streit ausgebrochen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) ging dabei auf Distanz zu Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), der eine Insolvenz des Autobauers als denkbare Lösung untermauert hatte.Guttenberg hält die Angebote, bei denen dem Autozulieferer Magna die besten Chancen eingeräumt werden, bislang für unzureichend. Der Minister sagte der "Bild am Sonntag": , "Wir müssen eine hohe Sicherheit dafür haben, dass die erheblichen Steuermittel, die wir dafür einsetzen müssen, nicht verloren gehen. Diese Sicherheit gewährleistet bislang aus meiner Sicht noch keines der drei Angebote in ausreichender Weise." Die Konsequenzen sind für den Minister klar: "Bliebe es bei diesen Defiziten, wäre eine geordnete Insolvenz die klar bessere Lösung. Auch sie könnte Chancen für die Zukunft Opels eröffnen." Steinmeier widersprach seinem Ministerkollegen gestern mit scharfen Worten: "Ich rate allen, endlich mit dem Gerede über eine Insolvenz von Opel aufzuhören." Die Bundesregierung müsse ihre ganze Energie darauf richten, möglichst viele Arbeitsplätze bei dem Autobauer zu retten, "statt ständig mit neuen Schreckgespenstern zu hantieren". In Berlin kommt heute erneut eine Ministerrunde zusammen, um über die drei Angebote zur Opel-Übernahme zu beraten: Wettbewerber sind der italienische Autokonzern Fiat, der österreichisch-kanadische Zulieferer Magna und der US-Investor Ripplewood. Die Entscheidung muss in dieser Woche fallen, da sich bis Monatsende auch die Zukunft des amerikanischen Mutterkonzerns General Motors (GM) klären soll. Magna und Fiat ließen erkennen, sie wollten ihr Angebote nachbessern.Fiat macht ZusagenFiat-Chef Sergio Marchionne hat für den Fall einer Opel-Übernahme den Beschäftigten inzwischen weitgehende Garantien zugesichert. Der "Bild am Sonntag" sagte er: "Im ungünstigsten Fall wären in Deutschland maximal 2000 Arbeitsplätze durch die Integration von Opel in ein schuldenfreies Gemeinschaftsunternehmen mit Fiat betroffen." Das Magna-Konzept sieht den Abbau von 2600 Arbeitsplätzen in Deutschland vor, davon in Bochum 2200 der dort rund 5000 Jobs. Das hätten aber Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) und der Bochumer Betriebsrat bei einem Treffen mit Magna-Managern am Samstag in Bochum einhellig abgelehnt.Fiat verringerte seine Forderung nach Staatsbürgschaften um eine Milliarde Euro auf sechs Milliarden und sagte eine Rückzahlung innerhalb von vier Jahren zu, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtete. Auch Magna versprach nach einem Bericht von "Zeit-Online" eine schnelle Schuldentilgung. Das von Magna und der russischen Sberbank gemeinsam eingereichte Übernahmekonzept sehe einen festen Rückzahlungsplan für die Verschuldung der neuen Opel-Gesellschaft und eine Dividendensperre für die künftigen Anteilseigner vor. Der Staat solle nur fünf Jahre lang für 4,5 Milliarden Euro bürgen. dpa/ddp

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