Gutes Jahr für Stahlwerk Bous

Bous · Auch wenn die Auslastung des Werks nur bei 80 Prozent liegt – Franz-Josef Schu, Chef des Stahlwerks Bous, bezeichnet 2013 als „kein schlechtes Jahr“. Ärgernis bleibt der schleppende Bau einer Zubringerstraße.

 Stahlproduktion in Bous. Das Werk könnte die Kapazität hochfahren, allerdings fehlt dafür eine Zubringerstraße. Foto: Rolf Ruppenthal

Stahlproduktion in Bous. Das Werk könnte die Kapazität hochfahren, allerdings fehlt dafür eine Zubringerstraße. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Für das Stahlwerk Bous war 2013 "kein schlechtes Jahr". Diese Bilanz zog Geschäftsführer Franz-Josef Schu in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Das Unternehmen habe schwarze Zahlen geschrieben, "obwohl unsere Auslastung nur bei 80 Prozent lag". Die Stahlproduktion erreichte im vergangenen Jahr 264 000 Tonnen nach 245 000 Tonnen ein Jahr zuvor. Die Planungen für dieses Jahr liegen bei 300 000 Tonnen. Mit der Produktion stieg auch der Umsatz. Im vergangenen Jahr erreichte er rund 242 Millionen Euro nach 222 Millionen Euro im Jahr 2012.

Hauptkunde des Stahlwerks in Bous ist nach wie vor der Rohrkonzern Vallourec, zu dem mehr als 75 Prozent der Produktion geliefert werden. Bedient werden vier Werke, zwei in Düsseldorf sowie die Rohrwerke Aulnoye (Nordfrankreich) und Changzhou (China). Die übrigen Kunden sind Freiform-Schmieden oder Spezial-Walzwerke. Rund 85 Prozent der Fertigung verlassen als Blockguss das Werk. Hierbei fließt der heiße Stahl in sogenannte Kokillen und erkaltet dort. Die übrigen Rohlinge werden im Strangguss-Verfahren gefertigt. Die Strangguss-Anlage, die 2011 in Betrieb gegangen ist, gießt neben quadratischen auch runde Knüppel mit Durchmessern von 370 bis 430 Millimetern. "Bei den Maßen wollen wir unser Angebot nach oben und unten erweitern, um neue Kundengruppen zu erschließen", sagt Geschäftsführer Schu.

Die Marktvorteile des Stahlwerks Bous sieht er darin, "dass wir durch Legierungen höherwertige Stähle als andere anbieten können". Dies schlage sich auch im Preis nieder. Außerdem sei das Werk, das zur Osnabrücker Georgsmarienhütte-Gruppe (GMH) gehört, "sehr flexibel". "Wir sind in der Lage, sowohl große als auch kleine Losgrößen zu liefern", sagt der Geschäftsführer. Durch die hohe Qualität und den Großkunden Vallourec "können wir es uns leisten, auf Aufträge zu verzichten, die nur die Anlagen auslasten und nicht die Kosten decken." Vor allem Stahlwerke in Tschechien, Ungarn und Italien würden derzeit zu Dumpingpreisen produzieren. "Darauf lassen wir uns nicht ein." Trotz des Auf und Ab in der Fertigung und der Krise im Jahr 2009 hat das Werk die Mitarbeiterzahl gehalten. Derzeit arbeiten knapp 370 Männer und Frauen im Stahlwerk Bous.

Dauerthema ist eine Zubringerstraße, die vom Werksgelände zur Bundesstraße B 51 führen und nordöstlich der Gemeinde Bous auf einen der vorhandenen Verkehrskreisel stoßen soll. Alle Genehmigungen für die fünf Millionen Euro teure Straße waren bereits erteilt. Jetzt will einer der Grundstückseigentümer nicht verkaufen. Die Verhandlungen sind festgefahren.

"Ohne diese Straße hängen wir hier fest", sagt Schu. Wenn sie käme, würde er die Kapazität des Stahlwerks auf bis zu 500 000 Tonnen hochfahren. "Diese Menge könnten wir auch absetzen." Damit verbunden sei, dass das Werk ein millionenschweres Investitions-Programm auflegen würde. Allein ein zweiter Pfannenofen mitsamt der entsprechenden Vakuum-Anlage für Spezialstähle würde rund 50 Millionen Euro kosten. Dann würde sich unter Umständen auch die Errichtung einer schon länger geplanten Walzstraße lohnen - deren Fundamente sind bereits gegossen. In diese Investition würden ebenfalls 50 Millionen Euro fließen. Die einzige Zufahrtstraße zum Werk zwischen Bous und Wadgassen "ist heute schon heillos überlastet".

Die künftige Entwicklung des Standorts hängt auch von der Energiepolitik ab. Da das Werk seinen Stahl im Elektroofen schmilzt, "tun uns die hohen Stromkosten weh", sagt Schu. Wenn noch die Befreiung von den Belastungen des Erneuerbaren Energien Gesetzes (EEG) wegfallen würde, "wären wir nicht überlebensfähig. Dann könnten wir zumachen."

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