Gute Chancen für Verbindungen nach Paris

Herr Grube, wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Auslastung der Hochgeschwindigkeitsverbindung Frankfurt-Saarbrücken-Paris?Grube: Wir sind sehr zufrieden. Die Strecke wird deutlich stärker angenommen, als wir es in den ersten Kalkulationen angenommen hatten. Bis heute haben schon rund 2,5 Millionen Menschen diese Verbindung genutzt

Herr Grube, wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Auslastung der Hochgeschwindigkeitsverbindung Frankfurt-Saarbrücken-Paris?Grube: Wir sind sehr zufrieden. Die Strecke wird deutlich stärker angenommen, als wir es in den ersten Kalkulationen angenommen hatten. Bis heute haben schon rund 2,5 Millionen Menschen diese Verbindung genutzt. Der Marktanteil liegt gegenüber dem Flugzeug von Frankfurt nach Paris bei rund 30 Prozent. Das ist ein Spitzenwert, auch weil man bedenken muss, dass zwischen den internationalen Drehkreuzen Frankfurt und Paris viel Zubringerverkehr für Interkontinentalflüge erbracht wird. Ich bin sehr zuversichtlich, dass künftig noch mehr Kunden diese Verbindung nutzen werden.Heute fahren fünf ICE/TGV täglich durchgehend die Strecke Frankfurt-Saarbrücken-Paris. Wann kommen weitere?Grube: Alles was sich wirtschaftlich rechnet, werden wir machen. Deshalb sehe ich gute Chancen, dass die Zahl der Verbindungen weiter ausgebaut wird. Wegen der heute schon hohen Nutzung glaube ich auch nicht, dass diese Strecke gegenüber der Verbindung von Paris über Straßburg nach Deutschland Nachteile erleiden wird. Zudem erstellen wir gerade gemeinsam mit dem Saarland und anderen Partnern eine Studie, um festzustellen, welche Maßnahmen möglicherweise ergänzend notwendig sind, um die Strecke noch schneller zu machen. Das Ergebnis liegt in einem Jahr vor. Was machen Sie dann?Grube: Wenn es notwendig sein sollte und weitere Finanzhilfe erforderlich wäre, würde ich gemeinsam mit den Ministerpräsidenten Peter Müller und Kurt Beck noch einmal in Berlin bei der Bundesregierung vorsprechen. Wie wichtig ist die Strecke Frankfurt-Saarbrücken-Paris aus Ihrer Sicht?Grube: Ich halte sie im Strategie-Konzept der Bahn für ausgesprochen wichtig. Wir reden immer von einem großen integrierten Europa. Das darf nicht nur auf dem Papier stattfinden. Wir müssen deshalb Angebote so attraktiv gestalten, dass sie eine echte Alternative zum Flugzeug und zum Auto werden. Auch aus umweltpolitischen Gesichtspunkten.Die Deutsche Bahn ist ja gerade erstmals mit einem ICE durch den Kanaltunnel nach London gefahren. Mittlerweile wird auch in unserer Region viel darüber spekuliert, dass die Verbindung Frankfurt-Saarbrücken-Paris nach London verlängert werden könnte, um noch mehr Fahrgäste zu gewinnen. Ist das für Sie eine Option?Grube: Wir haben schon getestet, auch von Saarbrücken aus, wer schneller in London ist: das Flugzeug oder die Bahn. Die Bahn hat mit 30 Minuten Vorsprung gewonnen, weil wir die direkte Verbindung von City zu City betrachten. Unsere Planungen sehen eine ICE-Verbindung von Frankfurt über Köln und Brüssel nach London vor, mit der wir spätestens 2013 starten wollen. Darauf konzentrieren wir uns derzeit. Von Köln aus wollen wir eine hoch attraktive Fahrtzeit von unter vier Stunden anbieten, von Brüssel aus sogar von unter zwei Stunden. Nach unseren Recherchen könnten wir alleine zwischen dem Rhein-Main- sowie Rhein-Ruhr-Gebiet und London jährlich 1,1 Millionen Menschen befördern. Bedenken Sie: Heute fliegen alleine aus dem Rhein-Main-Gebiet täglich 50 Flugzeuge nach London-Heathrow. Der Wettbewerb der Bahnen wird in vielen europäischen Ländern noch behindert. Was muss passieren?Grube: Alleine in Deutschland haben wir 323 Mitbewerber um unsere Strecken. Und im Schnitt noch zu 30 Prozent niedrigeren Löhnen als bei der Deutschen Bahn. Wettbewerb darf aber nicht auf dem Rücken unserer Mitarbeiter ausgetragen werden. Deshalb halte ich auch national einen Branchen-Tarifvertrag für richtig. Auf internationaler Ebene wiederum fordere ich, dass die europäischen Länder ihre Abschottung der Märkte aufgeben, zumal dies von Brüssel gefordert wird. Zu einer riesigen Herausforderung für die Bahn und Sie persönlich hat sich die Auseinandersetzung um das Bahnhofs-Projekt Stuttgart 21 entwickelt. Wie schätzen Sie das Schlichtungsverfahren ein?Grube: Ich möchte in den laufenden Schlichtungsprozess nicht eingreifen. Wir setzen jetzt auf die Gespräche unter der Leitung von Heiner Geißler. Es muss jetzt auf allen Seiten darum gehen, kein weiteres Öl ins Feuer zu gießen. Wir wollen den Diskussions-Prozess bis Ende November abschließen. Jetzt heißt es, besonnen und konstruktiv mitzuarbeiten und für die Bürger die Fakten auf den Tisch zu legen.

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