Großes Schlucken auf Biermarkt

Löwen/New York. Der mit Beck's und Löwenbräu auch am deutschen Markt vertretene belgische Brauerei-Gigant Inbev will den US-Marktführer Anheuser-Busch schlucken. Inbev hat 46 Milliarden Dollar (30 Milliarden Euro) für den US-Bierhersteller geboten. Damit erreicht die Übernahmewelle auf dem internationalen Biermarkt einen neuen Höhepunkt

Löwen/New York. Der mit Beck's und Löwenbräu auch am deutschen Markt vertretene belgische Brauerei-Gigant Inbev will den US-Marktführer Anheuser-Busch schlucken. Inbev hat 46 Milliarden Dollar (30 Milliarden Euro) für den US-Bierhersteller geboten. Damit erreicht die Übernahmewelle auf dem internationalen Biermarkt einen neuen Höhepunkt. Eine Fusion würde den mit Abstand größten Brauereikonzern der Welt entstehen lassen. Zuletzt hatten Heineken und Carlsberg den Konkurrenten Scottish & Newcastle übernommen. Jedes zweite Bier in AmerikaKünftig kommt weltweit jedes vierte Bier aus dem Hause Inbev, wenn das Übernahmeangebot für Anheuser-Busch erfolgreich sein sollte. Der gemeinsame Weltmarktanteil der beiden Brauriesen wird auf 25 Prozent geschätzt. In einzelnen Märkten ist es noch deutlich mehr: In seinem Heimatmarkt USA stellt Anheuser-Busch beinahe jedes zweite Bier her, das zwischen New York und San Francisco getrunken wird. Bei einem Zusammenschluss mit Inbev hätte die neue Braugruppe nach Berechnungen des Biermarktexperten Germain Hansmaennel "mehr als 50 Prozent des amerikanischen Marktes von Kanada bis nach Argentinien". Auch in Asien wäre sie gut aufgestellt. Zusammen hätten die beiden Bierbrauer nach Zahlen von 2007 einen Umsatz von 36,4 Milliarden Dollar und eine Produktion von 460 Millionen Hektoliter, wie Inbev vorrechnete. Die Belgier sind derzeit nach Ausstoß die Nummer zwei in der Welt nach dem britischen Braukonzern SAB Miller. Anheuser-Busch liegt auf Rang drei.Bei US-Politikern und Bierfreunden braute sich Widerstand gegen den Verkauf des Budweiser-Produzenten ins Ausland zusammen. Der in St. Louis ansässige Anheuser-Busch-Konzern ließ zunächst offen, ob er auf das Angebot eingehen will. Der Vorstand werde die Offerte "sorgfältig und in Zusammenhang mit allen relevanten Faktoren" prüfen, erklärte das Unternehmen. Das Angebot des belgisch-brasilianischen Konkurrenten ließ den Aktienkurs von Anheuser-Busch kräftig steigen. Widerstand gegen VerkaufDer Gouverneur des US-Bundesstaats Missouri, in dem Anheuser-Busch ansässig ist, bezeichnete das Übernahmeangebot als "zutiefst beunruhigend". "Ich bin entschieden gegen den Verkauf", erklärte Gouverneur Matt Blunt. Anheuser-Busch sei in Missouri ein "großartiger Arbeitgeber und eine großartige Firma". Blunt räumte ein, dass er wenig rechtliche Handhabe gegen einen Zusammenschluss hätte. Er wies aber sein Wirtschaftsministerium an, die Möglichkeiten auszuloten, "Anheuser-Busch dort zu behalten, wo es hingehört - in St. Louis, Missouri". Nach US-Presseberichten ist auch der aus der Gründerfamilie stammende Unternehmenschef August Busch gegen die Übernahme. Seine Familie besitzt aber nur etwa vier Prozent des Aktienkapitals. Im Internet wurde unter der Adresse www. savebudweiser.com eine Unterschriftenaktion gegen den Verkauf gestartet, an der sich binnen weniger Stunden mehr als 30000 Menschen beteiligten. Der Inbev-Konzern versprach jedoch, im Falle einer Übernahme keine US-Braubetriebe zu schließen. dpa/afp

HintergrundDer Marktanteil der Inbev-Biere lag in Deutschland 2007 bei gut neun Prozent, in den USA stammen knapp zwölf Prozent des Biers von Inbev. In Ländern Osteuropas und Lateinamerikas hält die Gruppe Marktanteile von teils mehr als 90 Prozent. Anheuser-Busch versorgt fast 50 Prozent des US-Biermarkts. Den Weltmarkt-Anteil beziffert die Gruppe mit 11,5 Prozent. Inbev setzte 2007 rund 14,4 Milliarden Euro um, Anheuser-Busch umgerechnet rund 12,2 Milliarden Euro. Inbev entstand 2004 aus der Fusion der belgischen Interbrew und der brasilianischen Am-Bev. dpa/afp

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