Großer Soul-Abend mit Musik-Koloss Stevie Wonder
Luxemburg · Der erste Eindruck von Stevie Wonder, als er langsam an den Bühnenrand kam? Ein Koloss, ein Monument von Mann, ebenso wie er es in der Pop-Geschichte ist. Das lebende Denkmal, Schöpfer und Interpret unzähliger Hits, lieferte am Donnerstagabend eine adäquat kolossale Show in der Rockhal ab.
Nur mussten die Fans relativ lange auf den 64-Jährigen warten - nach dem guten Vorprogramm der frischen belgischen Sängerin Selah Sue dauerte die Umbaupause über eine Stunde, ehe kurz vor 22 Uhr die 14-köpfige Band des größten lebenden Soulsängers begann. Mit dem Motown-Hit "How Sweet It Is" legte Wonder los, um danach mit "Master Blaster" die 5000 Zuhörer zum ersten Mal richtig in Wallung zu bringen. Doch wer nun ein durchgängiges Feuerwerk an Hits erwartet hätte, möglich wär's ja gewesen, der lag falsch. "Maybe Your Baby" war einer der weniger bekannten Titel, an denen sich die Stimmung wieder etwas abkühlte. Das hatte auch seine Vorteile in der stickigen Rockhal, der man an diesem Abend ein Schiebedach gewünscht hätte.
Dann begab sich Wonder allein am Flügel in die Gefilde seiner arg schwülstigen Balladen, die das kalte mitteleuropäische Kritikerherz leider nicht zu berühren wussten. Trotz Erkältung verlangte er gerade bei diesen Songs seiner Stimme alles ab - gut, dass sie dennoch bis zum Schluss tapfer durchhielt. Ab diesem Zeitpunkt purzelten dann doch die Hits wie Domino-Steine aufeinander, "I Wish", "Ebony and Ivory", "Part-Time Lover" und wie sie alle heißen. Zu guter Letzt kam das alte Hohner Clavinet-Keyboard: Mit dessen charakteristischen Sound bei "Superstitious" verabschiedete sich Stevie Wonder , der wie gewohnt mit der Nase Achten in die Luft schrieb. Danach durfte spekuliert werden, weshalb es zu keiner Zugabe kam. Konnte sich das mehrsprachige Publikum nicht auf ein gemeinsames Wort für Zugabe einigen oder wollte es gleich kurz vor Mitternacht nach Hause?