Großer Rahmen um viel Farbe

Saarbrücken · Es ist die erste Ausstellung, die der neue Leiter Roland Mönig im Saarlandmuseum kuratiert hat: 71 Werke von Frank Badur werden zusammen mit 59 Werken von Kollegen zusammen präsentiert. Geht das Konzept auf?

 Zwei Ölgemälde von Frank Badur. Das linke entstand im Jahr 1994, das rechte, ebenfalls unbetitelte, 21 Jahre früher. Foto: Sammlung Scheid / VG Bild-Kunst, Bonn.

Zwei Ölgemälde von Frank Badur. Das linke entstand im Jahr 1994, das rechte, ebenfalls unbetitelte, 21 Jahre früher. Foto: Sammlung Scheid / VG Bild-Kunst, Bonn.

Foto: Sammlung Scheid / VG Bild-Kunst, Bonn.

"Der Star ist die Mannschaft." Was einmal für die Fußball-Nationalmannschaft galt, steht auch der Sammlung eines Museums gut an. Wie man eine Sammlung zu erstklassigem Mannschaftsspiel formiert, damit Räume öffnet und Beziehungen schafft, das zeigt die aktuelle Ausstellung. Sie ist die erste vom neuen Museumsleiter Roland Mönig und seiner Stellvertreterin Kathrin Elvers-Svamberk kuratierte Schau. Im Zentrum steht Frank Badur, 70, Farbfeldmaler von Rang und Vertreter der Konkreten Kunst. Er ist der Libero, der freie Mann. Er bestimmt den Raum, ist aber dabei nicht allein. Der Museumsleiter weiß, dass ein gutes Spiel nur entsteht, wenn alle Beteiligten in Bewegung bleiben. Die Sammlung und auch das Gebäude spielen daher mit und setzen den Rahmen um die für Badur elementaren Themen Farbe, Linie, Licht, Proportion und Raum.

Die Heimmannschaft mit 43 Künstlern und 59 Werken konzentriert sich daher auf das Feld der Konkreten Kunst, womit zugleich die große Linie nicht nur durch den Raum, sondern auch durch die Zeit gezogen wird. Denn mit der Gründung der Staatlichen Schule für Kunst und Handwerk wurde durch den maßgeblichen Boris Kleint die Basis für abstrakte, dann gegenstandslose Kunst gelegt, die sich seit den 1960er Jahren hier vermehrt auf die Konkreten Kunst konzentrierte. Das spiegelt die Sammlung und die das Verhältnis regional-international betonende Auswahl daraus aufs Beste.

Zwar fehlt Kleint, doch sind mit Leo Erb, Oskar Holweck und Jo Enzweiler dessen Schüler dabei. Zudem ist mit dem überragenden August Clüsserath ein weiterer Mitstreiter der im Saarland von Kleint mitbegründeten "neuen gruppe saar" zur Stelle, die national wie international vernetzt mit den Zero-Aktivisten Piene und Mack unterwegs war. Die sind ebenfalls dabei, wie Vertreter des Informel (K.O. Götz, Wols), der Kinetik (von Graevenitz), der Op-Art und Lichtkunst, repräsentiert vom formidablen Werner Bauer aus Saarbrücken. Ihnen begegnen 71 Arbeiten Badurs aus den Jahren 1968 bis 2012. Davon steuerte der Sammler Dieter Scheid aus Überherrn allein 59 serielle Arbeiten auf Papier bei.

Das zeigt, dass die hier etablierte Tradition der Konkreten Kunst auch das Feld der Sammler bestimmt. Und das der Architektur, denn die harten Winkel, klaren Kanten und Geraden in den roten, grünen, ockerfarbenen Farbfeldern Badurs schlagen elegante Pässe zur Pavillonarchitektur Hanns Schöneckers. Badurs Bilder eröffnen laufend neue Perspektiven, wenn Geländer und Wandteile, Schrägen und Geraden sich urplötzlich neu formieren.

Der Besucher spielt mit, und das macht diese Austellung so sympathisch. Dafür haben die Kuratoren Spielzüge entwickelt, die über Formen und Gesten den Blick führen. Der Neonrosa gewölbte Horizont im Bild Rupprecht Geigers springt über zu einer 1968 entstandenen schwarzen Rundform Badurs, schlenzt vorbei an einem Halbkreis einer Calder-Skulptur und verliert sich in Farbverwehungen in Ernst Wilhelm Nays "Azurale". Das und vieles andere zu entdecken, ist eine Freude. Die erste von Roland Mönig betreute Ausstellung bezieht Position. Sie ist ein Bekenntnis zum Museum als Institution, seiner Architektur und dessen Sammlung: Das wahre Erlebnis des Sehens vollzieht sich nur dort. Das gilt beim Fußballgucken und erst recht beim Kunstbetrachten. Die von Museumsleiter Roland Mönig souverän um Frank Badur aufgestellte Equipe beweist es.

Eröffnung heute um 19 Uhr. Ausstellung bis 14. September. Öffnungszeiten von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr. Mittwoch von 10 bis 22 Uhr.

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