Großer Bahnhof für Halt auf freier Strecke

Berlin. Ein mutiger, unbequemer Film hat die Goldene Lola für den besten Film gewonnen: Andreas Dresens Krebsdrama "Halt auf freier Strecke" wurde am Freitagabend in Berlin mit dem 62. Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. Aber auch das Spektakel-Kino ging nicht leer aus

 Regisseur Andreas Dresen, mit dem Regiepreis bedacht. Foto: dpa

Regisseur Andreas Dresen, mit dem Regiepreis bedacht. Foto: dpa

Berlin. Ein mutiger, unbequemer Film hat die Goldene Lola für den besten Film gewonnen: Andreas Dresens Krebsdrama "Halt auf freier Strecke" wurde am Freitagabend in Berlin mit dem 62. Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. Aber auch das Spektakel-Kino ging nicht leer aus. Roland Emmerichs in Babelsberg gedrehter Shakespeare-Film "Anonymus" räumte mit insgesamt sechs Lolas die meisten Trophäen des Abends ab. Mit Silber - sozusagen für den zweitbesten Film - musste sich dagegen Regisseur Christian Petzold begnügen, dessen DDR-Drama "Barbara" mit acht Nominierungen Favorit war.Dresens "Halt auf freier Strecke" holte neben dem Hauptpreis drei weitere Lolas. Hauptdarsteller Milan Peschel wurde als bester Schauspieler geehrt. Er spielt in dem bewegenden Film einen Mann, der einen Hirntumor hat und von seiner Familie bis zu seinem Tod zu Hause gepflegt wird. Bester Nebendarsteller wurde der Theaterschauspieler Otto Mellies, der im Film den Vater des Kranken spielt. Dresen wurde für die beste Regie prämiert.

"Halt auf Strecke", den in Deutschland bislang erst rund 100 000 Kinogänger gesehen haben, hatte bereits bei den Filmfestspielen in Cannes den Hauptpreis der renommierten Reihe "Un certain regard" sowie den Bayerischen Filmpreis gewonnen. Dresen recherchierte für sein schmerzliches, aber auch tröstliches Werk lange. Im Film spielen nicht nur Schauspieler, sondern auch echte Ärzte und Sterbebegleiter mit. So gelang Dresen ein sehr authentischer Film, der nichts beschönigt und gerade deshalb Mut macht.

Als beste Schauspielerin wurde die erst 27-jährige Alina Levshin ausgezeichnet. Sie spielt in David Wnendts mit der Bronze-Lola ausgezeichnetem Drama "Kriegerin" eine junge Frau aus der Neonazi-Szene - eine furiose, kraftvolle und doch sensible Darstellung. Wnendt erhielt auch die Lola für das beste Drehbuch. Emmerichs aufwendiger Kostümfilm "Anonymus" über die Frage nach der wahren Urheberschaft der Shakespeare-Werke war der große Gewinner der kleineren Kategorien: Tongestaltung, Maskenbild, Szenenbild, Kostümbild, Schnitt und Kamera/Bildgestaltung. Eine gewisse Enttäuschung war Regisseur Petzold anzusehen, der mit verschränkten Armen auf der Bühne stand, als seine Produzenten die Silberne Lola für "Barbara" erhielten.

Der deutsche Hollywood-Kameramann Michael Ballhaus wurde für sein Lebenswerk ausgezeichnet. "Genug, genug, genug", rief der 76-Jährige ("Goodfellas", "Departed - Unter Feinden"), der nach langen Jahren in den USA wieder in Berlin lebt, als der Applaus der 1800 Gala-Gäste nicht enden wollte. Er sei sehr gerührt. "Dieser Preis ist ganz wichtig, denn er kommt aus Deutschland und ich bin mit Leib und Seele auch Deutscher." Der Deutsche Filmpreis ist mit knapp drei Millionen Euro der höchstdotierte deutsche Kulturpreis. Alljährlich sorgen die rund 1300 Mitglieder der Filmakademie mit ihren Nominierungen und Entscheidungen für Überraschungen. So waren starke künstlerische Filme wie das Psychodrama "Über uns das All" von Jan Schomburg oder "Schlafkrankheit" von Ulrich Köhler nicht mal nominiert. dpa

Auf einen Blick

Bester Spielfilm/Goldene Lola (500 000 €): "Halt auf freier Strecke" von Andreas Dresen; Silberne Lola (425 000 €): "Barbara" von Christian Petzold ; Bronzene Lola (375 000 €): "Kriegerin" von David Wnendt; Bester Kinderfilm (250 000 €): "Wintertochter" von Johannes Schmid; Bester Dokumentarfilm (200 000 €): "Gerhard Richter Painting" von Corinna Belz

Beste weibliche Hauptrolle: Alina Levshin ("Kriegerin"); Beste männliche Hauptrolle: Milan Peschel ("Halt auf freier Strecke"); Beste weibliche Nebenrolle: Dagmar Manzel ("Die Unsichtbare"); Beste männliche Nebenrolle: Otto Mellies ("Halt auf freier Strecke") - alle mit 10 000 € dotiert

Beste Regie: Andreas Dresen ("Halt auf freier Strecke"); Bestes Drehbuch: David Wnendt ("Kriegerin"); Beste Kamera: Anna Foerster ("Anonymus"); Beste Filmmusik: Lorenz Dangel ("Hell"); Bester Schnitt: Peter Adam ("Anonymus"); Bestes Kostümbild: Lisy Christl ("Anonymus"); Bestes Maskenbild: B. Rehbein/H. Merker ("Anonymus"); Bestes Szenenbild: Sebastian Krawinkel ("Anonymus"); Beste Tongestaltung: H. Bartholomae/M. Banach ("Anonymus") - alle mit 10 000 € dotiert. red

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