Griechenland und Portugal rutschen noch tiefer in den Schuldenstrudel

Athen. Die finanzielle Lage der beiden Schuldensünder Griechenland und Portugal ist noch ernster als gedacht. Die Europäische Statistikbehörde Eurostat revidierte die Haushaltsdefizite beider Euro-Länder weit über die nationalen Daten hinaus nach oben. Nach neuesten Zahlen lag 2010 in Griechenland der Fehlbetrag im Haushalt bei 10,5 statt 9,6 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt (BIP)

Athen. Die finanzielle Lage der beiden Schuldensünder Griechenland und Portugal ist noch ernster als gedacht. Die Europäische Statistikbehörde Eurostat revidierte die Haushaltsdefizite beider Euro-Länder weit über die nationalen Daten hinaus nach oben. Nach neuesten Zahlen lag 2010 in Griechenland der Fehlbetrag im Haushalt bei 10,5 statt 9,6 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt (BIP). Das Defizit Portugals belief sich auf 9,1 statt 8,6 Prozent. Erlaubt sind nach dem Maastricht-Vertrag höchstens drei Prozent. Portugal war vor drei Wochen unter den Euro-Rettungsschirm geschlüpft und hatte um Milliardenkredite gebeten.Das griechische Finanzministerium führte das höhere Staatsdefizit vor allem auf den Einbruch der griechischen Wirtschaft zurück. Nach Angaben des Statistischen Amtes (Elstat) war die Wirtschaftsleistung im vergangenen Jahr um 4,5 Prozent geschrumpft, die Steuereinnahmen sanken. Die Talfahrt dauerte auch in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres an.

Die schlechten Zahlen dürften die Diskussion über eine mögliche Umschuldung des pleitebedrohten Griechenland befeuern. Vor einem Jahr hatten die Europäer und der Internationale Währungsfonds IWF ein Hilfspaket von 110 Milliarden Euro geschnürt, um Athen vor dem Staatsbankrott zu retten.

An den Märkten und bei Volkswirten lösten die Daten Unbehagen aus. "Die heutigen Zahlen zeigen, dass der Weg zu einer nachhaltigen Stabilisierung der griechischen Staatsfinanzen noch sehr weit ist", schrieben Volkswirte der Commerzbank. Zwar habe Athen die Defizitquote im vergangenen Jahr gegenüber 2009 um knapp fünf Prozentpunkte von 15,4 auf 10,5 Prozent gedrückt. "Viele werden aber daran zweifeln, dass ähnliche Fortschritte in den kommenden Jahren möglich sein werden."

In Portugal loten derzeit Vertreter von IWF und EU den Finanzbedarf des Landes aus. Die Rede ist von 80 Milliarden Euro.

Die höchsten öffentlichen Defizite gemessen an der Wirtschaftsleistung meldete für 2010 Irland mit 32,4 Prozent. Das Land leidet unter einer Bankenkrise und musste unter den Euro-Rettungsschirm flüchten. Deutschland lag mit 3,3 Prozent knapp über dem erlaubten Richtwert. Der Schnitt aller Euro-Länder betrug 6,0 Prozent. dpa

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