Griechen starten Rückkauf von Schulden

Athen. Wieder einmal beginnt das große Zittern in Athen: Griechenland hat gestern das Angebot für seinen geplanten Schuldenrückkauf vorgelegt. Der Erfolg der Aktion gilt als ungewiss. Private Investoren, die Staatspapiere mit langen Laufzeiten halten, können diese jetzt loswerden - allerdings zu einem Bruchteil des ursprünglichen Werts

Athen. Wieder einmal beginnt das große Zittern in Athen: Griechenland hat gestern das Angebot für seinen geplanten Schuldenrückkauf vorgelegt. Der Erfolg der Aktion gilt als ungewiss. Private Investoren, die Staatspapiere mit langen Laufzeiten halten, können diese jetzt loswerden - allerdings zu einem Bruchteil des ursprünglichen Werts. Geboten werden je nach Anleihe 30,2 bis 40,1 Prozent des Nennwerts, teilte die zuständige staatliche Behörde PDMA mit. Die Offerte endet am Freitagnachmittag.Griechenland will für bis zu zehn Milliarden Euro Papiere zurückkaufen, um damit seine Schulden um ein Vielfaches dieser Summe zu verringern. Das Geld für die Aktion stammt aus den Rettungstöpfen der internationalen Geldgeber. Das Angebot an die Griechenland-Gläubiger ist ein wichtiger Bestandteil eines von den Euro-Ländern beschlossenen Milliarden-Pakets an Maßnahmen, um Athen in den kommenden Jahren zusätzlich finanziell zu unterstützen. Der Erfolg des Rückkaufs ist entscheidend dafür, dass dieses Hilfspaket umgesetzt werden kann.

Die Euro-Finanzminister gaben sich gestern in Brüssel zuversichtlich, dass der Schuldenrückkauf gelingt. "Ich habe keinen Anlass zur Annahme, dass dies nicht erfolgreich sein sollte", sagte der irische Ressortchef Michael Noonan in Brüssel. Frankreichs Minister Pierre Moscovici meinte: "Ich mache mir da keine besonderen Sorgen." Der Sozialist fügte hinzu: "Am 13. Dezember werden wir zur Auszahlung kommen." An diesem Tag wollen die Euro-Kassenhüter endgültig über die Freigabe von Hilfen von rund 44 Milliarden Euro an Athen entscheiden. Seine österreichische Amtskollegin Maria Fekter ergänzte: "Wir haben alle bisherigen Finanzmarktaktionen gut über die Bühne gebracht." Die Kurse von griechischen Anleihen reagierten mit massiven Gewinnen auf die Offerte.

Griechenland würde sich nach Schätzungen von Experten im besten Fall einer Schuldenlast von bis zu 30 Milliarden Euro entledigen. Zuletzt hielten Privatanleger griechische Staatsanleihen im Volumen von etwa 62 Milliarden Euro. Etwas mehr als die Hälfte davon befindet sich in den Händen von Banken und Anlegern im Ausland. Es gilt als sicher, dass die griechischen Finanzinstitute, die rund 15 Milliarden Euro halten, an dem Rückkaufprogramm teilnehmen werden. In Athen wird jedoch befürchtet, dass ausländische Privatanleger wie Hedgefonds in Erwartung höherer Gewinne das Angebot nicht annehmen werden.

Wegen der harten Sparmaßnahmen und geringen Investitionen rechnet die griechische Notenbank mit einem weiteren Schrumpfen der Wirtschaftsleistung im kommenden Jahr zwischen vier und 4,5 Prozent. Seit Ausbruch der Krise sei das Bruttoinlandsprodukt um gut ein Fünftel gefallen. Die Lage sei ähnlich dramatisch wie nach der Weltwirtschaftskrise 1929, heißt es in einem Bericht der Bank.

Ministerin Fekter beurteilte Überlegungen der deutschen Regierung über einen möglichen späteren Schuldenschnitt in Griechenland skeptisch. "Ich möchte heute ein definitives Nein sagen, weil die Griechen müssen sich noch anstrengen und die Auflagen auch tatsächlich weiter erfüllen." dpa

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