Geschichte der Saar Grenzlage sorgt für wechselvolle Geschichte

Die Geschichte des Saarlandes ist stark geprägt von seiner Grenzlage. Mehrfach wechselte die Zugehörigkeit: Mal gehörte es zu Deutschland, mal zu Frankreich. Zudem war die Saar-Region in zahlreiche Herrschaften zersplittert.

 Festungsbaumeister Vauban ließ auf Geheiß des Sonnenkönigs Louis XIV in einem Sumpf- gebiet an der Saar ab 1860 die Stadt Saarlouis entstehen. Unser Foto zeigt das Modell der  Festung, das im Stadtmuseum Saarlouis zu sehen ist.

Festungsbaumeister Vauban ließ auf Geheiß des Sonnenkönigs Louis XIV in einem Sumpf- gebiet an der Saar ab 1860 die Stadt Saarlouis entstehen. Unser Foto zeigt das Modell der Festung, das im Stadtmuseum Saarlouis zu sehen ist.

Foto: GMLR

Seit dem Mittelalter entwickelte sich in der Region rund um die Saar eine vielfältige politische Landschaft. Aufgeteilt in zahlreiche Herrschaften wurde sie von ihrer Lage an der Grenze zwischen deutschem und französischem Kulturraum geprägt und erlebte im 16. Jahrhundert in einer Zeit ohne Kriege ihre erste Blüte. Die
Wirtschaft entwickelte sich, wenn auch die breite Bevölkerung oft ein karges Leben führte.

Auf die lange friedliche Phase folgten einhundert Jahre geprägt von Krieg, Verwüstung und Not. Der Dreißigjährige Krieg wütete an der Saar und entvölkerte das Land. Die anschließende Zeit der Waffenruhe währte nur kurz: Der französische König Louis XIV, der Sonnenkönig, verfolgte eine aggressive Expansionspolitik. Er dehnte zwischen 1667 und 1697 die Grenzen weit nach Osten aus. Viele Städte wie Ottweiler, Merzig und Alt-Saarbrücken wurden verwüstet. Die Region wurde als Teil der Province de la Sarre in den französischen Staat integriert. Zur Absicherung der Grenze errichtete sein Baumeister Vauban ab 1680 die Festungsstadt Saarlouis. Mit dem Frieden von Rijswijk 1697 fiel die Saar-Region wieder an das Heilige Römische Reich Deutscher Nation zurück.

Im 18. Jahrhundert setzte wieder eine längere Phase des Friedens ein, die von den Landesherren zum Aufbau und zur Entwicklung des Landes genutzt wurde. Barocke Schlösser und Kirchen aus dieser Zeit prägen bis heute das
Gesicht vieler saarländischer Städte. Gleichzeitig modernisierten aufgeklärte Herrscher Wirtschaft und Gesellschaft. Die Bevölkerung wuchs dank hoher Geburtenüberschüsse
und Zuzüge rapide an.

Die Französische Revolution, die mit dem Sturm auf die
Bastille am 14. Juli 1789 begann, veränderte auch die Verhältnisse an der Saar grundlegend. Französische und alliierte Truppen suchten die Region im Zuge der Koalitionskriege heim. Die Verheißungen der Revolution – Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – elektrisierten viele Saarländer. Sie pflanzten Freiheitsbäume, prangerten Missstände an und richteten selbstbewusste Forderungen an ihre Fürsten.

Deren Zeit ging unterdessen
zu Ende. 1794 besetzten die Franzosen die linksrheinischen Gebiete und gliederten sie 1801 mit dem Vertrag von Lunéville in den französischen Staat ein. Der größte Teil des heutigen Saarlandes gehörte
seit 1798 zum Saardepartement mit dem Hauptort Trier. Der geographische Bereich links der Saar gehörte zum Mosel-, der östliche zum
Donnersberg-Departement.

Napoleon trat das Erbe der Französischen Revolution an. Er führte die rechtlichen Reformen fort, die nun auch an der Saar galten. Das französische Recht bedeutete eine gewaltige Modernisierung und bestand bis zur Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches 1900 an der Saar und im Linksrheinischen weiter. Nachdem Napoleon bei Waterloo Amt und Macht verloren hatte, wurde die europäische Ordnung auf dem Wiener Kongress 1815 neu ausgehandelt und auch das Land an der Saar völlig neu gestaltet. Der größte Teil gehörte nun zur preußischen Rheinprovinz, Regierungsbezirk Trier (die heutigen Kreise Saarlouis, Merzig-Wadern und Neunkirchen sowie der Regionalverband Saarbrücken).

Nachdem die ersten Fabriken bereits im 18. Jahrhundert im Saarland entstanden waren, erlebte die Industrialisierung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihren Durchbruch. Maßgeblichen Anteil daran hatten Dampfmaschine, Zollverein und Eisenbahn.

Die stark expandierende Industrie veränderte ab den 1860er Jahren das Gesicht des Saarraumes völlig: Aus dem einst landwirtschaftlich geprägten Land war eine Industrieregion entstanden. Neben
Kohle und Stahl erlangten auch der Maschinenbau sowie Glas und Keramik überregionale Bedeutung. Damit einher ging ein rasanter Anstieg der Bevölkerung: von 140.000 Menschen im Jahr 1820 auf 600.000 im Jahr 1900. Gleichzeitig wandelte sich die Gesellschaft grundlegend. Einst von Bauern und Handwerkern dominiert, prägten die Region
nun zunehmend Fabrikarbeiter und Bergleute, die auch für ein starkes Wachstum der Städte sorgten. Um das Jahr 1910 arbeiteten über 70.000 Menschen in den Gruben und um die 30.000 Menschen in den Eisenhütten.

  Nach Napoleons Niederlage mussten  die von Frankreich einst eroberten Gebiete  neu geordnet werden. Entscheidend hierfür war der  Wiener Kongress von 1814/15, bei dem die linksrheinischen  (d.h. westlich des Rheins gelegenen) Gebiete Bayern, Preußen und Hessen-Darmstadt  zugesprochen wurden. Der größte Teil des heutigen Saarlandes gehörte zur preußischen Provinz  Großherzogtum Niederrhein (rot). Die übrigen Teile lagen in der Pfalz (zu Bayern gehörend: grün), im Fürstentum Birkenfeld  (zu Oldenburg gehörend: blau) und im Fürstentum Lichtenberg (zu Sachsen-Coburg-Gotha gehörend: gelb).

Nach Napoleons Niederlage mussten die von Frankreich einst eroberten Gebiete neu geordnet werden. Entscheidend hierfür war der Wiener Kongress von 1814/15, bei dem die linksrheinischen (d.h. westlich des Rheins gelegenen) Gebiete Bayern, Preußen und Hessen-Darmstadt zugesprochen wurden. Der größte Teil des heutigen Saarlandes gehörte zur preußischen Provinz Großherzogtum Niederrhein (rot). Die übrigen Teile lagen in der Pfalz (zu Bayern gehörend: grün), im Fürstentum Birkenfeld (zu Oldenburg gehörend: blau) und im Fürstentum Lichtenberg (zu Sachsen-Coburg-Gotha gehörend: gelb).

Foto: SZ/User, gmlr08
 Sébastien Le Prestre de  Vauban (1633-1707) hinterließ seine Spuren nicht nur in Saarlouis.

Sébastien Le Prestre de Vauban (1633-1707) hinterließ seine Spuren nicht nur in Saarlouis.

Foto: GMLR

Den Arbeitern standen die Unternehmer gegenüber – zum einen die Stahlbarone wie Carl Ferdinand von Stumm-Halberg oder Carl Röchling, zum anderen die Beamten des Bergfiskus. Die Arbeitgeber waren Motoren der ökonomischen Entwicklung und der industriellen Modernisierung. Sie führten für die Arbeiterschaft soziale Maßnahmen ein, übten aber auch einen Disziplinierungsdruck aus, der weit bis hinein ins private Leben reichte. So mussten die Neunkircher Hüttenarbeiter bei Carl Ferdinand Stumm persönlich die Erlaubnis zur Eheschließung einholen. om

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