Greenpeace warnt vor Gift im Kleiderschrank

Hamburg. Bei der Herstellung von Kleidung setzen führende Modemarken einer Untersuchung der Umweltschutzorganisation Greenpeace zufolge giftige Chemikalien ein. Bei der Überprüfung unterschiedlicher Modemarken wiesen die von Greenpeace beauftragten Labore nicht nur hormonell wirksame, sondern auch krebserregende Chemikalien nach

Hamburg. Bei der Herstellung von Kleidung setzen führende Modemarken einer Untersuchung der Umweltschutzorganisation Greenpeace zufolge giftige Chemikalien ein. Bei der Überprüfung unterschiedlicher Modemarken wiesen die von Greenpeace beauftragten Labore nicht nur hormonell wirksame, sondern auch krebserregende Chemikalien nach.So hätten die unabhängigen Labore in 89 von 141 untersuchten Kleidungsstücken aus 29 Ländern sogenannte Nonylphenolethoxylate (NPE) gefunden, die häufig in industriellen Reinigungsmitteln verwendet werden, in der EU aber nicht mehr eingesetzt werden dürfen. In Kläranlagen werden sie zu giftigem Nonylphenol abgebaut, erklärte Greenpeace. Auch seien in bedruckten T-Shirts namhafter Marken fortpflanzungsschädigende Weichmacher in hoher Konzentration festgestellt worden.

In anderen Produkten fanden sich wiederum sowohl hormonell wirksame, als auch krebserregende Chemikalien. Greenpeace hatte Jeans, Hosen, Kleider, T-Shirts und Unterwäsche auf NPE, Weichmacher, krebserregende Amine und andere Schadstoffe untersuchen lassen. Dabei wurden Textilien zahlreicher führender Modemarken in die Labore geschickt, darunter Armani, Benetton, C&A, Calvin Klein, Diesel, Esprit, Gap, H&M, Tommy Hilfiger, Vero Moda und Zara.

Trinkwasser belastet

Problematisch sind die Stoffe nicht nur für die Träger, vor allem belasten sie das Trinkwasser - sowohl in den Produktionsländern als auch bei der späteren Wäsche im Haushalt. "Modemarken missbrauchen weltweit Flüsse als private Abwasserkanäle und verschmutzen so das Trinkwasser von Millionen Menschen", sagte die Chemie-Expertin von Greenpeace, Christiane Huxdorff. "Von der Produktion bis zur Entsorgung schaden gefährliche Textilchemikalien Umwelt und Gesundheit." Auch wenn Textilien in China, Mexiko oder Pakistan produziert worden seien, "sind die eingesetzten Schadstoffe in unserem Blut nachweisbar".

Greenpeace kritisierte vor allem die Fertigung sogenannter Fast Fashion - schnelllebiger Massenware, die nicht lange getragen und dann weggeworfen wird. 2011 kauften deutsche Verbraucher der Umweltschutzorganisation zufolge knapp sechs Milliarden Kleidungsstücke. Auf dem Müll landeten jährlich eine Million Tonnen der schnelllebigen Massenware. Greenpeace forderte die Textilhersteller auf, Risiko-Chemikalien durch umweltfreundliche Alternativen zu ersetzen. An die Verbraucher appellierte die Umweltschutzorganisation, beim Kauf auf giftfreie Kleidung zu achten und die Modehersteller aufzuforden, Umwelt und Textilien zu entgiften.

Greenpeace-Untersuchungen hatten schon 2011 belegt, dass durch Fabrikabwässer im Herstellungsland und die Haushaltswäsche im Absatzland Textilchemikalien freigesetzt werden können. Einige Marktführer, darunter mehrere Sportartikelhersteller, kündigten daraufhin die Umstellung auf eine giftfreie Produktion an. afp

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