Golf als Karriereturbo

Gersheim-Rubenheim. Es scheint, als sei Ludger Rankers gerade aus seinem Büro auf den Golfplatz gebeamt worden: Rankers, Steuerberater bei den Wirtschaftsprüfern von Ernst & Young, trägt schwarze, gut geputzte Lederschuhe, eine dunkelblaue Anzughose und ein blaues Hemd, das er ein wenig aufgeknöpft hat, um seine Krawatte reinzustecken

Gersheim-Rubenheim. Es scheint, als sei Ludger Rankers gerade aus seinem Büro auf den Golfplatz gebeamt worden: Rankers, Steuerberater bei den Wirtschaftsprüfern von Ernst & Young, trägt schwarze, gut geputzte Lederschuhe, eine dunkelblaue Anzughose und ein blaues Hemd, das er ein wenig aufgeknöpft hat, um seine Krawatte reinzustecken. Er greift ein Sechser-Eisen, geht leicht in die Knie, holt aus zu einem kräftigen Schwung und trifft den kleinen weißen Ball - diesmal ganz gut. Es macht plopp! Und der Golfball fliegt in hohem Bogen ins sonnige blühende Mandelbachtal, während Rankers ihm hinterher schaut. Wenige Augenblicke später wird er mit der Geschäftsfrau, die neben ihm abschlägt, die Visitenkarten tauschen.Schauplatz: Golfclub Katharinenhof. Geladen hat die Software-Firma Data One zur Veranstaltung "Wachstumsorientierung im Mittelstand - Wirtschaft und Politik berichten. Der Abschlag zu ihrem Erfolg!" Die Referenten sind hochkarätig: Wirtschaftsminister Christoph Hartmann (FDP) hebt hervor, wie wichtig es ist, dass alle Saarländer mithelfen, den hiesigen Standort aufzuwerten. Der Chef der Karlsberg-Brauerei und IHK-Präsident Richard Weber wird betonen, wie wichtig es für ein Familienunternehmen ist, Mut für Innovationen aufzubringen.Neben den Vorträgen geht es auch darum, Nicht-Golfer mit dem Golfsport bekannt zu machen. Und das mit gutem Grund: Golf fördere die Karriere, heißt es. In einer Umfrage des US-Wirtschaftsmagazins CIO sagten mehr als die Hälfte der 400 befragten Führungskräfte, dass der Sport ihnen bei ihrem beruflichen Aufstieg geholfen habe.Demut lernenRichard Weber hat an diesem Tag keine Zeit zum Golfspielen. Allerdings muss er auch nicht erst mit dem Sport in Kontakt gebracht werden: Weber ist bereits ein leidenschaftlicher Golfer mit einem für Amateurspieler hervorragenden Handicap von sieben. Vor etwa 20 Jahren hat er mit dem Golfspielen begonnen - und schnell erkannt, wie lehrreich der Sport ist, und wie viele Parallelen es zwischen Golf und Wirtschaft gibt: "Beim Golfspielen lernen Sie Demut: An einem Tag spielt man sensationell, am nächsten unterirdisch. Sich über Erfolge freuen, aber auch Rückschläge verarbeiten können - das ist auch bei der Führung eines Unternehmens gefragt", sagt Weber. Außerdem sei da dieses unmittelbare Gefühl von Verantwortung, das man während einer Partie spüre: "Man kann niemanden für einen schlechten Schlag verantwortlich machen außer sich selbst. Deshalb muss man lernen, sich noch besser zu konzentrieren und alles Unwichtige auszublenden", sagt Weber und fügt hinzu: "Darüber hinaus bekommt man beim Golfen die Kraft, Dinge geschehen zu lassen. Wenn der Ball erst mal fliegt, gibt es kein Zurück mehr." Auf dem Golfplatz habe er schon viele gute Geschäfte angebahnt - und neue Mitarbeiter und Bewerber immer ganz genau beobachtet: "Wie stellt sich ein Mensch dem Wettbewerb? Wie geht er mit Niederlagen um? Das zeigt sich auf dem Golfplatz", sagt Weber.Ludger Rankers spielt zum ersten Mal, kann einige von Webers Erfahrungen aber schon bestätigen: "Golf ist ein ständiger Kampf mit sich selbst", hat er festgestellt. Und was das Knüpfen von Geschäftskontakten angeht: "Man geht gemeinsam in entspannter Atmosphäre einer körperlichen Betätigung nach, kann während der Spaziergänge von Loch zu Loch gut plaudern." Das seien gute Voraussetzungen, "um Vertrauen herzustellen - die Grundlage eines jeden Geschäfts."Auf dem Golfplatz ist mittlerweile Rankers' Fingerspitzengefühl gefragt, denn es geht ans Putten. Der Ball soll nicht fliegen, sondern aus kurzer Distanz das Loch treffen. Ein Golflehrer hat dafür einen kleinen Parcours mit mehreren Löchern aufgebaut. Wer die wenigsten Schläge braucht, hat gewonnen. Rankers gibt dem Ball diesmal einen ganz sanften Stoß, so dass dieser fast in Zeitlupe über das nur wenige Millimeter hohe Grün rollt - hinein ins Loch. Der Steuerberater wird das kleine Turnier gewinnen. "Natürlich freue ich mich darüber", sagt er anschließend. Viel wertvoller jedoch könnten die Kontakte werden, die er auf dem Golfplatz geknüpft hat.

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