Goldpreis steigt über 1000 Dollar

Düsseldorf. Der Goldpreis hat gestern erstmals seit Ende Februar dieses Jahres die Marke von 1000 Dollar überwunden. Das Rekordhoch von 1030,80 Dollar vom März 2008 rückt damit aus Sicht von Experten wieder in Reichweite. "Der Goldpreis ist weiter im Aufwind", urteilte das Bankhaus HSBC Trinkaus. Schon in den kommenden Tagen erwarten Optimisten den Anstieg auf das Rekordniveau

Düsseldorf. Der Goldpreis hat gestern erstmals seit Ende Februar dieses Jahres die Marke von 1000 Dollar überwunden. Das Rekordhoch von 1030,80 Dollar vom März 2008 rückt damit aus Sicht von Experten wieder in Reichweite. "Der Goldpreis ist weiter im Aufwind", urteilte das Bankhaus HSBC Trinkaus. Schon in den kommenden Tagen erwarten Optimisten den Anstieg auf das Rekordniveau. Der New Yorker Investmentstratege John Licata vom Bankhaus Blue Phoenix rechnet bis Jahresende sogar mit einem Goldpreis von 1200 Dollar je Feinunze (rund 31,1 Gramm).Gold profitierte zuletzt vor allem von den Sorgen der Anleger. Die fürchten, dass die gerade erst in Fahrt geratene Konjunktur wieder schwächeln könnte - und dass damit auch ein Rückschlag an den Börsen droht. Gold gilt in Krisenzeiten wegen seiner Wertbeständigkeit als sichere Anlage. Seit dem Höchststand der Aktienmärkte vor 22 Monaten sind Wertpapiere trotz ihrer jüngsten Erholung im Schnitt um 35 Prozent gefallen. Gold konnte im gleichen Zeitraum fast 30 Prozent zulegen.Unterstützt wird der Anstieg des Goldpreises aber auch durch eine ganze Reihe anderer Faktoren. Vor allem der schwache Kurs des amerikanischen Dollars fördert den Preisanstieg beim Edelmetall. Ein Grund dafür ist, dass sich Finanzinvestoren mit Gold gern gegen Verluste beim Dollar absichern. Zudem steigt die Nachfrage tendenziell bei Käufern außerhalb des Dollar-Währungsraums, da Gold wie viele andere Rohstoffe in Dollar gehandelt wird.Nicht zu unterschätzen ist am Goldmarkt auch eine saisonale Komponente. Das Analysehaus Fairesearch hat ermittelt, dass der Goldpreis im Durchschnitt der letzten 37 Jahre häufig im August zu einer Zwischenrallye gestartet ist. Grund dafür sei, dass die Schmuckindustrie mit ihren Käufen für die anstehende Produktion zu Weihnachten beginnt. Auch starte die Heiratssaison in Indien - und dieses Land sei der bedeutendste Verbraucher des gelben Metalls für die Schmuckindustrie.Experten allerdings warnen angesichts des gestiegenen Goldpreises vor Spekulationen. Es könne noch einmal zu einer starken Korrektur kommen, wenn die Nachfrage geringer ausfalle, warnt Rohstoffexperte Eugen Weinberg von der Commerzbank. John Reade von der UBS sieht angesichts des Goldpreises von über 1000 Dollar "eher eine Chance für Gewinnmitnahmen als ein Kaufsignal". Seine Bank rechnet in drei Monaten mit einem Goldpreis von 950 bis 1000 Dollar. hb/dpaMeinung

Gefühlte Sicherheit

Von SZ-RedakteurJoachim Wollschläger Der Anstieg des Goldpreises zeigt, wie labil die Entwicklung des Aufschwungs noch immer ist. Obwohl wir seit Wochen positive Meldungen aus der Wirtschaft hören - so recht daran glauben mag der Anleger offenbar nicht. Und so kauft er, was schon immer als ein sicherer Hafen galt: Gold. Sei es als Münze oder Barren, als Gold-Aktie oder als Beteiligung an Goldminen. Dass Gold längst nicht mehr vor Spekulationen gefeit ist und in fester Form auch keine Rendite abwirft, scheint dabei vergessen. Es gilt nach Goethe wieder: "Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles." Anleger suchen zumindest eine gefühlte Sicherheit.

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