Goldener Preis für die Rote Zora

Merzig · Bundesweit nur drei Mal ist der neue Deutsche Buchhandlungspreis in Gold verliehen worden. Eine der Auszeichnungen mit einem Preisgeld von 25 000 Euro ging nach Merzig an die Rote Zora.

 Ingrid Röder (l.) und Gertrud Selzer vor ihrer Buchhandlung Rote Zora in Merzig. Foto: Oliver Dietze

Ingrid Röder (l.) und Gertrud Selzer vor ihrer Buchhandlung Rote Zora in Merzig. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Es riecht nach frisch gebrühtem Kaffee. Zwischen Bücherregalen und Tischen mit allerlei Lesestoff sitzen die zwei Inhaberinnen Gertrud Selzer und Ingrid Röder auf einer kleinen Holzbank. "Es ist verrückt, wie viele Termine wir zur Zeit haben", sagt Selzer und lächelt. Kein Wunder, denn die Rote Zora hat vergangene Woche den Deutschen Buchhandlungspreis in Gold gewonnen. Die Auszeichnung in der Kategorie "Beste Buchhandlung", dotiert mit 25 000 Euro, konnten sich nur zwei weitere Buchhandlungen deutschlandweit sichern: Literatur Moths in München und artes liberales in Heidelberg.

Weitere 105 Buchläden wurden als "hervorragend" ausgezeichnet. Auch der "Buchladen" in Saarbrücken erhielt in dieser Kategorie eine Prämie von 7000 Euro (wir haben berichtet). "Wir haben natürlich gehofft, einen Preis abzustauben. Dass es Gold sein würde, damit haben wir nicht gerechnet", erklärt Selzer. Röder nickt zustimmend.

Die 140 Quadratmeter große Buchhandlung im Herzen der Stadt ist noch nicht mal ein Viertel Jahrhundert alt. 1992 startet das Duo Selzer und Röder das Projekt Rote Zora auf nur 30 Quadratmetern. Sie hatten zuvor schon im Bündnis Aktion 3. Welt Saar zusammengearbeitet. Die ausgebildete Buchhändlerin Selzer wollte in ihren alten Beruf zurück; Röder hat Selzers Leidenschaft fürs Lesen geteilt. Dann haben sie es einfach gewagt. "Unser Name sollte natürlich schön und kreativ sein. Buchhandlung Selzer & Röder klang zu langweilig", erläutert Selzer und schmunzelt. Doch sie seien sich schnell einig gewesen. "Wir liebten beide das Buch ,Rote Zora'", erinnert sich Röder. "Die Rote Zora ist eine starke Mädchenfigur, das hat zu uns gepasst", sagt Selzer.

Anfangs konzentrierten sie sich auf Kinderbücher . Doch das Sortiment hat sich seitdem deutlich erweitert und ist heute bunt gemischt. Es geht über die üblichen Bestseller-Regale und Neuheiten-Tische hinaus. "Wir haben auch ganze Büchertische von kleineren Verlagen", erläutert Röder. Während die 48-Jährige als Kinderbuchexpertin in der Roten Zora gilt, ist Selzers Lieblingssegment die Belletristik, und da vor allem die asiatische und afrikanische Weltliteratur. Die Buchhandlung setze sich zudem auch mit arabischen und muslimischen Themen literarisch auseinander, sagen beide.

Das Preisgeld soll in Autorenlesungen und in die Leseförderung fließen. Ausstellungen und Kinderexkursionen bietet die Rote Zora schon seit Jahren an, so auch alljährlich im April am Tag des Buches. "In diesem Jahr waren 20 Schulklassen zu Besuch, an diese haben wir 800 Bücher verteilt", sagt Röder stolz. Ein weiterer Höhepunkt ist die jährliche Lesung von "Pippi plündert den Weihnachtsmann" kurz vor Neujahr. "Dann gibt es wieder kleine Geschenke für jedes Kind und natürlich heißen Kakao", kündigt Röder an.

Auch für Erwachsene bietet die Rote Zora Lesungen an. "Seit drei Jahren veranstalten wir ein literarisches Nachtcafé", erzählt Selzer. Und da werden vor allem Schriftsteller "jenseits der Bestseller-Autoren" vorgestellt. Am 7. Oktober etwa ist Autor Peter Michael Dieckmann zu Gast. Den Erfolg wollen die zwei Buchhändlerinnen auch an diesem Sonntag mit ihren Kunden feiern, von 13 bis 18 Uhr. "Und zwar mit Sekt, Saft und Selters", sagt Selzer.

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