Gönner spendiert Museums-Etage

Frankfurt · Der US-Kunstfreund und Immobilien-Tycoon Jerry Speyer stellt dem MMK für 15 Jahre eine Etage in seinem neuen Taunus-Turm im Frankfurter Bankenviertel zur Verfügung. Weitere private Sponsoren sind in die Finanzierung eingestiegen.

 Kunst im Frankfurter Bankenviertel: In eine Etage des Taunus-Turms (Mitte) zieht im Herbst das MMK 2 ein. Foto: MMK/Klaus Helbig

Kunst im Frankfurter Bankenviertel: In eine Etage des Taunus-Turms (Mitte) zieht im Herbst das MMK 2 ein. Foto: MMK/Klaus Helbig

Foto: MMK/Klaus Helbig

Das ist ein Glückstreffer, mehr als ein Sechser im Lotto. Die Stadtparlamente streichen reihenweise den Kunst- und Kultureinrichtungen das Geld, für Neubauten oder Zukäufe gibt es bundesweit kaum noch Mittel. Da kommt Jerry Speyer , in den USA einer der großen Immobilienhändler, bekannt auch als Fan der Kunst, und schenkt der Stadt Frankfurt am Main eine Museumsdependance. 15 Jahre lang muss die Stadt weder für Miete noch Nebenkosten aufkommen, die Gehälter für das Aufsichtspersonal werden übernommen, auch die Versicherungen und andere Kosten.

Weitere Wirtschaftspartner sind mit in die Finanzierung eingestiegen: Der Großunternehmer Stefan Quandt spendete der MMK Stiftung 1,65 Millionen Euro, die Ernst Max von Grunelius-Stiftung beteiligt sich mit einer Million Euro, die Freunde des MMK sind dabei. Weiterhin unterstützen die Helaba Landesbank Hessen-Thüringen und die DekaBank Deutsche Girozentrale die Erweiterung. Durch diese ausschließlich private Finanzierung und Förderung gewinnt das MMK mit einer Dependance im Taunus-Turm rund 1700 qm Fläche hinzu. Für Susanne Gaensheimer, Direktorin des Museums für Moderne Kunst (MMK), ist das ein "neues Modell einer öffentlich-privaten Partnerschaft". Schon vor der Eröffnung wirbt das MMK: "Wir sind jetzt zu dritt!"

Das "Tortenstück", wie die Frankfurter das MMK mit seiner zugespitzten Fassade in der Innenstadt nennen, war 1991 eröffnet worden, erwies sich mit seinen 4000 Quadratmetern Ausstellungsfläche aber bald als zu klein, vor allem konnten keine Sonderausstellungen untergebracht werden. Die Direktoren Jean-Christophe Ammann und später Udo Kittelmann machten sich stark für einen Erweiterungsbau, erhielten aber von der Stadt keinen Zuschlag. Susanne Gaensheimer konnte nach ihrem Antritt vor mehr als fünf Jahren die Sammlung auf rund 5000 Werke aufstocken, es gab Schauen aus den eigenen Beständen. Gaensheimer drehte hinter den Kulissen diplomatisch, aber beharrlich weiter am Rad einer Museumserweiterung.

Einen teuren Anbau wird es allerdings nicht geben, die Lösung ist die neue Konzeptionierung des MMK. Das Museum dehnt sich in seinem Umfeld auf andere Gebäude aus. Das Haupthaus MMK wird nun MMK 1 genannt. Das MMK 2 hat ab Herbst seinen Sitz in einem Wolkenkratzer, dem neuen, 170 Meter hohen Taunus-Turm im Bankenviertel, wo in der zweiten Etage 1700 Quadratmeter Ausstellungsfläche hinzukommen, dazu ein Museumsshop und ein Café. Weil der Turm mit Büros bestückt wurde, gibt es nur eine Raumhöhe von vier Metern. Die Böden erhalten kein Parkett, sondern nur einen Estrich-Anstrich, die Klimatechnik wird nicht, wie üblich, in die Decke eingebaut, sondern in die Wände. Die "Betonoptik", so Gaensheimer, soll erhalten bleiben, weil die Etage für die Gegenwartskunst genutzt werden soll. Es wird erwartet, dass im Bankenviertel auch eine andere Klientel die Ausstellungen besucht - Kunstgenuss nach Feierabend für Banker. Eröffnet wird die Dependance am 19. Oktober.

Das MMK 3 ist das ehemalige Zollamt gegenüber des MMK 1. Dort soll vor allem junge und weniger bekannte Kunst gezeigt werden, dazu fühlt man sich im Museum, das von Beuys bis Warhol reiche Schätze besitzt, besonders verpflichtet. Auch im Frankfurter internen Wettbewerb hat das MMK damit aufgeholt. Die Städel-Konkurrenz, ebenfalls von gütigen Sponsoren reichlich alimentiert, hatte zwischenzeitlich einen unterirdischen Erweiterungsbau erhalten und kann seine Exponate aus dem Depot stilvoll präsentieren. Frankfurt ist zum Liebling von Gönnern in der deutschen Museumslandschaft geworden. Dort hat man verstanden, dass man in Zeiten klammer Kassen andere Förderwege gehen muss.

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Auf einen BlickMit dem MMK 1 im Haupthaus an der Domstraße 10, dem MMK 2 im Taunus-Turm am Taunustor 1 und dem MMK 3 im ehemaligen MMK Zollamt gegenüber dem Hauptgebäude wird sich das MMK Museum für Moderne Kunst ab Herbst an drei Standorten neu präsentieren. Eröffnung des MMK 2: 19. Oktober mit der Schau "Boom She Boom", die Werke aus Beständen des Museums zeigt. red

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