Glück der kleinen Dinge: Das Trio Vivente in Dillingen

Dillingen · Manchmal sind es ja gerade die "kleinen" Konzerte, die einem Festival Großes bescheren. Freitagabend, das Alte Dillinger Schloss, Kammermusik: Einmal mehr müssen bei den Musikfestspielen Saar noch "ein paar Stühle reingestellt werden", damit die wohl 100 Gäste unterkommen.

Zusammenrücken also. Vorne könnte man Geigerin Anne Katharina Schreiber und Cellistin Kristin von der Goltz in die Saiten greifen; Jutta Ernst rückt mit ihrem Flügel an die Wand.

Akustisch fürwahr keine fürstlichen Bedingungen, doch was für ein grandioser Konzertabend! Vor allem weil das Trio Vivente - von dem man ruhig mal mit regionalpatriotischen Stolz sagen darf, dass es (zumindest teilweise) ein Saarbrücker Ensemble ist - nicht nur den erwartbaren Chopin fürs Polen-Festival ausgewählt hat, sondern auch das Klaviertrio (op. 24) des polnischen Juden Mieczyslaw Weinberg. 1945 schrieb er es. Und es ist Programmmusik ohne dies dem Namen nach zu sein. Pizzicati wie peitschende Schüsse, gehetzte Jazz-Rhythmik des Klaviers wechseln mit einer zarten Kinderliedmelodie im "Poem", die zaghaft Hoffnung zurückbringt und choralhaften Akkorden: Wie in einem Brennglas konzentriert Weinberg Elend und Leid eines Jahrhunderts der Vertreibung, Flucht und des Mordens. Trotz der technischen Kühnheiten in dem Werk scheint das beim Trio Vivente atemberaubend mühelos. Nur auf diesem Fundament kann wohl eine solch expressive Interpretation glücken.

Dagegen wirkt der vorangestellte Haydn (Trio in E-Dur, Hob. XV:28), mit schönem perlendem Raffinement gespielt, fast wie süßes Gegengift. Und hätte es noch irgendeines Belegs gebraucht, das blinde Verständnis dieser drei Musikerinnen zu untermauern: Aus dem g-Moll-Klaviertrio (op.8) des jungen Chopin machen sie ein weiteres Meisterinnen-Stück.

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