Kolumne So ein Gegruschbel

Wenn der Sitznachbar im Flugzeug richtig nervt, hilft manchmal nur noch ein kräftiger Ellenbogen.

Kolumne: So ein Gegruschbel
Foto: SZ/Robby Lorenz

Economy Class bedeutet: sich noch kleiner machen als man eh schon  ist und warten, bis der Schmerz nachlässt. Neulich, im  Flugzeug, traf es mich diesbezüglich hart. Da saß neben mir ein Mann aus Frankreich, der mit dem, was er tat, an den legendären Louis de Funès erinnerte. Der mitunter populärste Filmkomiker Europas zeichnete sich, nebst Fratzen ziehen, vor allem durch höchst nervöses Rumgehampel aus.

Sein Ebenbild hatte also Platz genommen in der engen Sitzreihe an meiner grünen Seite und packte seine französische Zeitung aus. So ein dickes Exemplar mit dünnem Papier, das sich durch arg penetrantes Knistern auszeichnet. Mit zackigen Bewegungen blätterte der Fluggast geräuschvoll in jedem einzelnen Bündel und versuchte anschließend, die Seiten wieder ordentlich zusammen  zu falten. Das gelang nie beim ersten Anlauf und auch nicht beim zweiten, es nahm seine ganze Konzentration in Anspruch – und mir den letzten Nerv.

Wenn jemand nicht mehr aufhört  herumzukramen in einer Zeitung oder sonstwo, dann sagt der Saarländer: er gruschbelt.  Und der Mann nebenan gruschbelte, was das Zeug hielt. Als er mit dem Zerfleddern seiner Lektüre fertig war, fing er an in seiner Herrentasche zu wühlen. Wobei – ich erwähnte bereits die engen Verhältnisse –  sich das Gefuchtel quasi vor meiner Nase abspielte. Ich weiß nicht, ob er wusste, was er eigentlich suchte in seinem „Schnerrtäschje“, jedenfalls dauerte die Fahndung nach dem Zielobjekt schon eine ganze Weile. Was dann kam, war die Stewardess mit den Kopfhörern. Natürlich sind die in einem knisternden Plastiktütchen eingepackt. Und so ging das Gegruschbel munter weiter. Gut Ding braucht Weile, sagt der Volksmund. Oder mal einen Tritt in den Hintern. Ich jedenfalls holte zum Gegenschlag aus. Denn irgendwie entglitt mir der linke Ellenbogen, als ich meinen schweren Rucksack ins Gepäckfach hoch droben wuchten wollte. Und landete in seinem oberen Gerippe. Der deutsch-französischen Freundschaft war dies gewiss nicht zuträglich. Aber dringend nötig, glauben Sie es mir.

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