Glosse Kann nichts schiefgehen

Möglicherweise kann die Welt gar nicht untergehen, bevor nicht erstmal zweifelsfrei geklärt ist, wer daran eigentlich schuld ist. Und das kann dauern. Falls es aber so weit kommen sollte, scheinen die letzten Worte vor der Apokalypse eindeutig klar: „Da kann nichts schiefgehen.“

Denn immer wenn dieser Satz fällt, fühlt sich das Schicksal provoziert. Als ob jemand „Feigling!“ zu ihm gesagt hätte. Deswegen fürchten Lebenserfahrene nichts so sehr, als wenn ihnen vor einer neuen Aufgabe mal wieder gesagt wird: „Da kann nichts schiefgehen.“

Oft sind das die Abschiedsworte eines Verantwortlichen, der von dannen zieht, weil ja nun nichts schief gehen kann. Und er tun gut daran, sich nicht umzuschauen. Weil er dann wüsste, dass zwischen Himmel und Erde mehr schiefgehen kann als unsere Fortbildungsweisheit sich träumen lässt. Das Schiefgehen hat so viele Facetten wie das Leben. Und wenn es nicht schiefgeht, ist es noch nicht das wahre Leben. Aber keine Sorge, so ein launiger Spruch tröstet im Ernstfall bestimmt – da kann nichts schiefgehen.

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