Gibt es "bequeme" Denkmale?

Saarbrücken. Eigentlich wäre das Saarland schon 1999 dran gewesen. Damals gab es die erste bundesweite Eröffnung für den "Tag des offenen Denkmals", und das Motto schien wie gemacht für die "Region im Herzen Europas". Es lautete: "Europa - ein gemeinsames Erbe". Aber die Grenzstadt Aachen machte das Rennen

 Umstritten und unbeliebt: das unter Denkmalschutz stehende Finanzministerium in Saarbrücken. Foto: Iris Maurer

Umstritten und unbeliebt: das unter Denkmalschutz stehende Finanzministerium in Saarbrücken. Foto: Iris Maurer

Saarbrücken. Eigentlich wäre das Saarland schon 1999 dran gewesen. Damals gab es die erste bundesweite Eröffnung für den "Tag des offenen Denkmals", und das Motto schien wie gemacht für die "Region im Herzen Europas". Es lautete: "Europa - ein gemeinsames Erbe". Aber die Grenzstadt Aachen machte das Rennen.

Nun hat die "Deutsche Stiftung Denkmalschutz" die Bundesländer-Reihe in Sachen Eröffnungsfeier fast durch. Die Bonner Stiftung trifft die Auswahl, bewerben kann man sich um die Ausrichtung der Feier nicht, zu der in der Regel hohe Berliner Polit-Prominenz anreist. So kam beispielsweise Bundespräsident Christian Wulff 2010 nach Lüneburg. Im vergangenen Jahr war der Berliner Staatsminister für Kultur in Bremen mit dabei. 2013 ist nun also endlich das Saarland dran mit der Eröffnungs-"Show", wie immer am zweiten Sonntag im September. Dann werden bundesweit Denkmäler, die sonst gar nicht oder nur schwer zugänglich sind, für kostenlose Führungen geöffnet. Die Stiftung Denkmalschutz definiert ein Thema: Etwa "Schule als Denkmal" (2001), "Orte des Genusses" (2009) oder "Holz" (2012). Der Tag des offenen Denkmals soll die Bürger sensibilisieren für Problemfelder und Fragestellungen der Denkmalpflege.

Das Motto für dieses Jahr lautet "Jenseits des Guten und Schönen. Unbequeme Denkmale?" - und das ließ sich, so Anke Leyendecker vom Referat "Tag des offenen Denkmals" in der Stiftung Denkmalschutz, gut mit Saarbrücken und dem Saarland verknüpfen. Zum einen könne man die Relikte des Westwalls in Erinnerung bringen, zum anderen sei die im Krieg stark zerstörte Landeshauptstadt von Nachkriegs-Bauten sehr geprägt, deren Baustil viele Bürger immer noch ablehnten und als nicht schutzwürdig ansähen. Leyendecker verweist auf den Denkmalstreit um das Finanzministerium. Tatsächlich stehen dieses Gebäude und das Finanzamt am Saarbrücker Stadtgraben auf der Liste der Denkmäler, die am 8. September geöffnet werden.

Die Stiftung zählt zur Gruppe der unbequemen Denkmale unter anderem Gefängnisbauten, Heime, Bunker oder Arbeitslager der NS-Zeit. - Ganz allgemein Stätten, in denen es Menschen nicht gut ging, woran niemand gern erinnert sein will. Auch Bauten der Nachkriegsmoderne (Kaufhäuser, Bürokomplexe) oder Industriedenkmale, bei denen die Frage nach der weiteren Nutzung ungeklärt ist oder aber die energetische Sanierung unökonomisch scheint, werden in den Fokus gerückt.

Das Motto erlaubt kontroverse Debatten: Was ist erhaltenswert und warum? Was macht Denkmale überhaupt unbeliebt und gibt es überhaupt "bequeme" Denkmale?

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