Gewürzarme musikalische Speisen aus Übersee

Saarbrücken · Anspruchsvolle Unterhaltung bieten die Orgelmatineen in aller Regel in der Saarbrücker Basilika St. Johann jeden Samstag.

Diesmal war mit Paul Rosoman ein neuseeländischer Organist zu Gast, der in seinem Heimatland Musikdirektor an einer anglikanischen Kirche in Welligton ist und mit dem Rundfunk zusammenarbeitet.

Rosoman hatte sich für ein Programm entschieden, das in der Mehrzahl Werke von hierzulande wenig bekannten Komponisten aus dem angelsächsischen Bereich zusammenstellte. Schon der Anfang mit einem Postludium des Iren Charles Villiers Stanford (1852-1924) war für die meisten Besucher Neuland. Stanford hat mehrere Orgelsonaten geschrieben, darunter eine mit dem Namen "Eroica". Versponnene Romantik sprach aus dem Postludium, das der Organist leise und zart registrierte. Von ähnlich zurückhaltendem Charakter war die Elegie des Briten Charles Hubert Hastings Parry (1848-1918), die Rosoman ein wenig atemlos geriet, da er schulmäßig-mechanisch abspulte und agogische Bewegung vermissen ließ. Das machte auch Mendelssohns Andante und Variationen zu einer etwas trockenen Geschichte.

Abstriche auch bei Bachs Präludium und Fuge h-Moll BWV 544. Das reiche Arabeskenwerk hätte bei moderierterer Tempowahl deutlicher und akzentuierter erklingen können. Die Fugengestaltung hingegen gefiel durch sauberes rhythmisches Maß und ordentliche Fußarbeit. Der Ausklang des Konzerts mit Craig Sellar Langs (1896-1971) "Tuba Tune" (unter Einbeziehung des spanischen Trompetenwerks der Basilika-Orgel) und Guy Ropartz'(1864-1955) unbedeutendem B-Dur-Postludium hinterließ den Gesamtgeschmack einer gewürzarmen Speise.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort