Saarbrücken Gesucht: saarländische Geschichten

Saarbrücken · Theater im Viertel bittet um Anregungen, um Bonmots, Schönes, Schlimmes, Witziges, Abenteuer und Glücksmomente.

Das Theater im Viertel (TiV) sammelt Geschichten. Erlebnisse aus dem Alltag, privat oder beruflich, kulturell oder politisch – Hauptsache, authentisch und aus dem Hier und Jetzt. Das kann alles sein, vom kleinen Bonmot bis zur längeren Story. Schönes und Schlimmes. Eine witzige Begebenheit, ein aufregendes Abenteuer, ein Moment schieren Glücks, der  Streit mit dem Nachbarn – egal. Das TiV wird aus Texten, Szenen und Dialogen einen saarländischen „Bilderbogen unserer Laster und unseres Glücks“ arrangieren und auf die Bühne bringen. „So groß wie das Saarland“ lautet der Arbeitstitel des Experiments.

Dahinter stecken zwei Köpfe aus dem neuen Vorstand, die das Projekt zusammen ausgeheckt haben: Der künstlerische Leiter Dietmar Blume, seines Zeichens Schauspieler und Puppenspieler, besorgt Text und Regie; Robert Karge, früher Leiter der SR-Hörspielabteilung und nun im TiV zuständig für Dramaturgie und Öffentlichkeitsarbeit, kümmert sich um den dramaturgischen Feinschliff und leistet literarische Zuarbeit. Das Ganze ist eine Kooperation mit Dietmar Blumes Label „Theatre Skurril“ – der  Berliner betreibt mit der „TheaterScheune Neugersdorf“ ein eigenes Theater im Osten Sachsens und pendelt  zwischen dem Saarland und der Oberlausitz.

Und weil dieser Spagat allein schon organisatorisch eine Herausforderung ist, erhält er feminine Unterstützung: Die Architektin und Theaterpädagogin Anja Breyer-Hahn, ebenfalls Vorstandsmitglied des TiV und Leiterin des dort angesiedelten Theaterclubs „akTiV“, übernimmt die Co-Regie und wird außerdem mitspielen. „So groß wie das Saarland“ – hinter dieser Anspielung auf den umstrittenen saarländischen Marketing-Slogan „Großes entsteht immer im Kleinen“ verbirgt sich eine gar nicht satirisch gemeinte Wertschätzung unseres oft geschmähten Bundeslandes: Hierzulande dominiere doch eine gewisse Lebensfreude, konstatiert Blume mit dem distanzierten Außenblick des Zugezogenen. „Im Saarland gibt’s Genüsse, die man anderswo gar nicht findet!“, beteuert er und bescheinigt dem Saarland nicht nur kulinarisch eine hohe „Genusspartikel-Qualität“. Zugleich, ergänzt Karge, gelte es, der Unbill etwas entgegenzusetzen, dass das Saarland in der öffentlichen Wahrnehmung gern auf eine kartografische Vergleichsgröße für Katastrophen reduziert werde.

Es ist also die spezielle saarländische Befindlichkeit, der Blume und Karge durchaus komödiantisch nachspüren – in all ihren Gegensätzlichkeiten. „Ich will Reibung!“, sagt Blume. Und weil er die gleich auf mehreren Ebenen will, schwebt ihm ein zweistöckiges Bühnenbild vor: Haus-Charakter soll die Szenerie haben. Hier tummelt sich dann ausschließlich weibliches Personal in Gestalt der drei Schauspielerinnen Anja Breyer-Hahn, Christine Manami Münster-Domke und Julia Schmitt, wovon Blume sich emanzipatorische Reflexe erhofft. Parallel sollen Robert Karge und Jutta Roth, die erste Vorsitzende des TiV,  das Publikum durch das Stück lotsen. Außerdem angefragt sind die Ausstatterin Kathrin Engel und der Gitarrist Dietmar Kunzler – mit beiden Saarländern hatte Blume schon bei seiner Produktion „Saarländische Gesellschaft oder Der Wolfsmensch“ erfolgreich zusammen gearbeitet. Während es der zurückhaltende Karge durchaus als Herausforderung betrachtet, die Diversität der Themen, die da nun hoffentlich kommen werden, in eine überzeugende Form zu bringen, ist dem temperamentvollen Draufgänger Blume davor nicht bange: „Als Schauspieler bin ich Improvisieren gewohnt – wir kriegen alles Mögliche in eine Collage!“

Premiere ist am 24. Mai im TiV. Geschichten per Post an das Theater im Viertel, Landwehrplatz 2, 66111 Saarbrücken, per E-Mail an dietmar.blume@dastiv.de – oder persönlich vorbeibringen.

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