Gespielt wird, was gefällt – bis es nicht mehr geht

Trier · James Last und sein „Happy Sound“ sind für Freunde des „Easy Listening“ Kult. Der Bandleader ist mittlerweile 85 Jahre alt, aber von der Bühne will er nicht lassen. Am Freitag gastierte James Last in Trier.

Nun, nach nahezu 70 Jahren auf der Bühne, kommt der englischen Bedeutung seines Nachnamens besondere Bedeutung zu: Ist das vielleicht die "last tour", die letzte Tournee, von James Last ? Er selbst gab sich am Freitagabend in der Trierer Arena kämpferisch. "Viele haben geschrieben: ,Der hört auf.' Aber der hört nicht auf, der macht weiter, bis es nicht mehr geht!", rief der 85-Jährige seinen jubelnden Fans zu. Ob er aber tatsächlich noch lange auf der Bühne stehen wird (und viel mehr als das muss er ja nicht tun), daran kamen dann doch leichte Zweifel auf.

Der als Hans Last geborene und von seinen Fans liebevoll Hansi genannte Arrangeur und Bandleader ging recht wackelig und hatte nicht mehr alle Namen von Bandmitgliedern und Songtiteln parat. Angesichts seines beachtlichen Alters und vor allem der Notoperation, die Last vergangenes Jahr aufgrund einer lebensbedrohlichen Darmerkrankung hinter sich bringen musste, war das aber mehr als beachtlich. Trotz der widrigen Umstände stand er vor seinem Orchester und dirigierte mit seinen typischen reduzierten Handbewegungen. Dann und wann kam ihm ein selbstironischer Spruch über die Lippen, so etwa als er seinen Gang mit "ich musste beide Beine mitnehmen" entschuldigte.

Von Lasts Genuschel übers Mikrofon war allerdings oft nur ein Bruchteil verständlich, wobei das schon früher so war. Die schöne Geschichte, wie seine Komposition "Der einsame Hirte" Eingang in den Tarantino-Film "Kill Bill" fand, konnten sich die Zuhörer beispielsweise nur anhand von Stichwörtern erschließen.

Das Repertoire des Abend schöpfte wie gewohnt aus den verschiedensten musikalischen Quellen: Wer sonst außer James Last bringt einen so bunten Mix aus Musik von Bach über Katy Perry bis zu Chatschaturjan, Dizzie Gillespie oder Avicii zu Gehör? Last blieb hier seiner Devise treu: gespielt wird, was gefällt. Ein wenig zu kurz kam dabei der typische "Happy Sound", die Partykeller-Klangkulisse der 70er Jahre, was auch daran lag, dass im Gegensatz zu damals Sänger und Sängerinnen eingesetzt wurden - für "Easy Listening"-Puristen eigentlich ein Unding.

Doch der großen Sause tat das keinen Abbruch. Zum Ende standen die 2000 vorwiegend älteren Besucher alle von den Sitzen auf und erlebten vielleicht zum letzen Mal das große Partygefühl und den Soundtrack ihrer Jugend.

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