General Electric schlägt Siemens

Paris · Die deutsch-japanische Allianz aus Siemens und Mitsubishi Heavy Industries hat im Alstom-Poker verloren. US-Rivale General Electric bekommt den Zuschlag, sofern er Frankreich als Großaktionär akzeptiert.

 Großes Stelldichein gestern in Paris beim Elysee-Palast. Der Siemens-Vorstandsvorsitzende Joe Kaeser (linkes Foto, Mitte) und Mitsubishi-Europa-Chef Yashiyuki Hanasawa (linkes Foto, rechts) versuchten vergeblich, die französische Regierung von ihrem Angebot für Alstom zu überzeugen. General-Electric-Chef Jeffrey Immelt (rechts Foto, links) und GE-France-Direktorin Clara Gaymard haben den Bieterwettkampf gewonnen. Fotos: Langsdon/dpa

Großes Stelldichein gestern in Paris beim Elysee-Palast. Der Siemens-Vorstandsvorsitzende Joe Kaeser (linkes Foto, Mitte) und Mitsubishi-Europa-Chef Yashiyuki Hanasawa (linkes Foto, rechts) versuchten vergeblich, die französische Regierung von ihrem Angebot für Alstom zu überzeugen. General-Electric-Chef Jeffrey Immelt (rechts Foto, links) und GE-France-Direktorin Clara Gaymard haben den Bieterwettkampf gewonnen. Fotos: Langsdon/dpa

Im Bieterkampf um Alstom geht der deutsche Siemens-Konzern leer aus. Nach einem wochenlangen Übernahmepoker um das französische Technologieunternehmen hat die Regierung in Paris schließlich selbst eingegriffen. Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg gab gestern Abend die Entscheidung des Staates bekannt - und die fällt sehr französisch aus.

Danach favorisiert die Regierung eine Allianz mit dem US-Konkurrenten General Electric (GE). Gleichzeitig steigt der Staat aber zu 20 Prozent selbst bei Alstom ein und wird damit größter Anteilseigner. Für den Fall, dass der Einstieg nicht akzeptiert werde, kündigte Montebourg an, das GE-Angebot zu blockieren. Erst vor kurzem hatte die Pariser Regierung ein Dekret erlassen, das ihr bei Übernahmen heimischer Firmen in strategischen Branchen ein Veto-Recht gibt.

Im Energiebereich solle eine gleichberechtigte Partnerschaft mit GE geschaffen werden, kündigte Montebourg an und sprach von einem "spezifischen Gemeinschaftsunternehmen im Bereich Atom und Dampfturbinen", an dem Alstom und GE jeweils zur Hälfte beteiligt sind. Dabei griff er auch den Vorschlag der Amerikaner auf, dem Staat mit einer sogenannten Goldenen Aktie ein Vetorecht zu gewähren.

Das Angebot der Konkurrenten Siemens und Mitsubishi Heavy Industries (MHI) bewertete der Wirtschaftsminister zwar als "sehr seriös, sehr glaubwürdig und sehr sorgfältig ausgearbeitet". Dagegen hätten aber auch Beschränkungen des europäischen Kartellrechts gesprochen. Siemens hatte es vor allem auf das Geschäft mit Gasturbinen abgesehen und hatte sein Angebot gestern Morgen noch auf 4,3 Milliarden aufgestockt. MHI hätte sich mit 40 Prozent am Energiegeschäft beteiligen wollen. Gemeinsam hatten beide 8,2 Milliarden Euro geboten. Im ersten Angebot waren es zusammen sieben Milliarden Eur o. "Die Offerte von Siemens und MHI war ernsthaft, aber die Regierung hat ihre Entscheidung gefällt", sagte Montebourg. Auch GE hatte zuletzt noch einmal nachgebessert und ein Konstrukt mit drei Gemeinschaftsunternehmen und Alstom als gleichrangigem Anteilseigner im Energiebereich angeboten. Die komplette Energie sparte hatte der US-Konzern mit 12,35 Milliarden Euro bewertet. Außerdem verspricht GE, 1000 neue Arbeitsplätze in Frankreich zu schaffen.

Über die geplante neue Allianz müssen nun GE und Alstom befinden. Alstom hatte jedoch von Anfang an die Amerikaner als Partner favorisiert. Gescheitert war der Plan bisher ausgerechnet an der französischen Regierung, die eine komplette Übernahme des Alstom-Energiebereichs durch den US-Konzern verhindern wollte. Schließlich gilt Alstom als nationaler Champion, der weltweit 93 000 Angestellte beschäftigt sowie Turbinen, Kraftwerke und den Hochgeschwindigkeitszug TGV baut und als Stolz Frankreichs gilt. Vor allem den Nuklearbereich wollte die Regierung als strategisch wichtigen Sektor sichern.

Auf Betreiben der französischen Regierung hin war schließlich Siemens ebenfalls in das Bieterrennen mit GE eingestiegen und stellte vergangene Woche mit dem japanischen Industriekonzern MHI einen Verbündeten vor. Nun also die überraschende Entscheidung der Pariser Regierung. "Alstom verdiente eher eine Allianz, als eine Übernahme", sagte Montebourg und freute sich bereits über den gelungenen Staats-Interventionismus: "Alstom ist heute gerettet, wird sich entschulden und stärken können und wird gleichzeitig vom Staat kontrolliert und gestützt werden. Es ist ein Erfolg für Frankreich ."

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