Geldschleusen werden wieder geöffnet

Frankfurt. Ein neuer Geldregen für die Banken in der Euro-Zone steht bevor. Die Europäische Zentralbank (EZB) will heute zum zweiten Mal in ihrer Geschichte Kredite für drei Jahre fest zu nur einem Prozent Zins verteilen. Die Institute werden nach Schätzungen von Volkswirten und der EZB bis zu einer halben Billion Euro auftanken

Frankfurt. Ein neuer Geldregen für die Banken in der Euro-Zone steht bevor. Die Europäische Zentralbank (EZB) will heute zum zweiten Mal in ihrer Geschichte Kredite für drei Jahre fest zu nur einem Prozent Zins verteilen. Die Institute werden nach Schätzungen von Volkswirten und der EZB bis zu einer halben Billion Euro auftanken. Die EZB will auf diese Weise angesichts der Euro-Schuldenkrise die Wirtschaft ankurbeln. Wenn Banken sich bei der Zentralbank mit günstigem Geld eindecken, können sie auch Kredite zu niedrigen Zinsen an Privathaushalte und Unternehmen vergeben. "Damit werden die Banken zu Subunternehmern der EZB", sagte der französische Regierungsberater und Chefvolkswirt der Bank Natixis, Patrick Artus. Er erwartet, dass sich die Banken um die 400 Milliarden Euro leihen werden.Die Kreditvergabe hat die EZB stark erleichtert, damit die Banken möglichst viel Geld aufnehmen können. Sie hat extra den Katalog ihrer Sicherheiten erweitert. Papiere, die anderswo nicht zu verkaufen sind, können gegen Abschläge bei der EZB untergebracht werden. Die rund 6000 bei der EZB registrierten Banken müssen Sicherheiten hinterlegen, wenn sie sich bei ihr frisches Geld besorgen wollen.

Für die Banken, die auf einem Haufen griechischer Staatsanleihen sitzen, wird der Wind jedoch rauer. Denn diese Papiere akzeptiert die EZB nicht mehr. Unter anderem dürften davon die französische BNP Paribas, griechische Banken und auch die Commerzbank betroffen sein. Als Grund dafür, keine griechischen Papiere mehr zu akzeptieren, nannte die EZB die Ankündigung von Ratingagenturen, die Bonität Griechenlands erneut zu senken. Zuletzt hatte Standard & Poor's (S&P) Griechenland auf "teilweisen Ausfall" herabgestuft.

Die Bonitätsprüfer begründen die Entscheidung mit dem anstehenden Schuldenschnitt. Um den griechischen Schuldenberg zu verringern, sollen Anleger freiwillig auf bis zu 70 Prozent ihres Geldes verzichten. S&P stufte die davon betroffenen Staatsanleihen sogar auf "D" ab, was Zahlungsausfall ohne Wenn und Aber bedeutet. "Sollte eine ausreichende Zahl von Anleihenbesitzern das Angebot nicht annehmen, wird Griechenland mit einem plötzlichen Zahlungsausfall konfrontiert sein", schrieb S&P. Sollte der Umtausch erfolgreich sein, werde S&P eine Heraufstufung prüfen. dapd/dpa/afp

Hintergrund

Die spanische Regierung hat ihr Haushaltsziel für 2011 verfehlt. Wie die Regierung mitteilte, lag das Defizit im vergangenen Jahr bei 8,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Avisiert waren acht Prozent. Das Ergebnis dürfte die Regierung weiter unter Druck setzen, striktere Sparmaßnahmen durchzusetzen, um das Defizit auf die für 2012 angepeilten 4,4 Prozent zu drücken. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Staatsausgaben schätzungsweise um weitere 30 Milliarden Euro gesenkt werden. Den Haushaltsentwurf 2012 will das Kabinett Ende März vorlegen. dapd

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