"Geht ran und traut euch"

Frau Göstl, im Januar 2006 haben Sie Ihr in St. Arnual ansässiges Partyservice-Unternehmen von der Familie Becker übernommen. Wie kam es dazu?Angelika Göstl: Ein Dreivierteljahr zuvor hatte ich durch Zufall erfahren, dass die Inhaber aufhören und einen Nachfolger suchen

Frau Göstl, im Januar 2006 haben Sie Ihr in St. Arnual ansässiges Partyservice-Unternehmen von der Familie Becker übernommen. Wie kam es dazu?Angelika Göstl: Ein Dreivierteljahr zuvor hatte ich durch Zufall erfahren, dass die Inhaber aufhören und einen Nachfolger suchen. Und da ich mich eh verändern wollte und Kochen schon immer eine Leidenschaft von mir war, habe ich das Gespräch mit dem Vorbesitzer gesucht und fand das alles sehr interessant. Ich habe dann ein halbes Jahr mitgearbeitet, um mir das Unternehmen genau anzusehen und zu prüfen, ob es auch das Richtige für mich ist. Und das war es. Ich bin da also als Quereinsteigerin reingekommen.

Was haben sie vorher gemacht?

Göstl: Ich habe eine kaufmännische Ausbildung und war im pharmazeutischen Außendienst. Zudem habe auch einige Jahre in der Buchhaltung gearbeitet. Das alles kam mir bei der Firmenübernahme zugute.

Gab es in der Anfangszeit große Schwierigkeiten zu überwinden?

Göstl: Eigentlich nicht. Ich bin sehr positiv an die Sache rangegangen, und Familie Becker stand mir immer mit Rat und Tat zur Seite. Zunächst hatte ich auch das Konzept der Vorbesitzer komplett übernommen. Nach und nach habe ich dann aber meinen eigenen Stil reingebracht - beispielsweise die Akquise verändert und mehr Werbung gemacht.

Was war am Anfang die größte Herausforderung?

Göstl: Das war die Finanzierung der Betriebsübernahme. Aber letztlich habe ich auch das geschafft. Und inzwischen kann ich sagen, dass mein kleines Unternehmen auf soliden Füßen steht. Heute leisten die Kammern und das Wirtschaftsministerium bei Firmenübernahmen oder Existenzgründungen viele Hilfestellungen, damals war das alles noch nicht so stark ausgeprägt.

Der Schritt in die Selbstständigkeit war im Nachhinein betrachtet der richtige?

Göstl: Auf jeden Fall. Der Job fordert einen zwar jeden Tag aufs Neue, und man muss sich immer wieder neu auf seine Kunden einstellen, doch ich möchte nichts anderes machen. Das Ganze geht natürlich nur, und das ist sehr wichtig, wenn die Familie die nötige Rückendeckung gibt. Das ist bei mir so. Wenn es brennt, ist meine Familie zur Stelle und hilft.

Was empfehlen Sie anderen Frauen, die mit einer Selbstständigkeit liebäugeln?

Göstl: Geht ran und traut euch. Es gibt viele Frauen, die da absolut hingehören. Aber oft ist es halt so, dass die Unterstützung der Familie fehlt, weil oft auch noch das alte Frauenbild vorherrscht. Noch schwieriger ist es, wenn man Kinder hat. Daher ist es meiner Ansicht nach ganz wichtig, dass die Pläne der Regierung zur Kinderbetreuung auch umgesetzt werden. Aber man sollte auch beachten: Nicht jede ist für die Selbstständigkeit geeignet. Man muss schon eine Menge Power mitbringen. Wenn die nicht aus einem selbst kommt, macht es keinen Sinn. Selbstmotivation ist bei Selbstständigkeit eine ganz wichtige Sache: Man benötigt Ausdauer und darf nicht gleich den Kopf in den Sand stecken, wenn einmal eine Durststrecke kommt.

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