Geheimer als James Bond

Sie haben in Ihrer Jugendzeit professionell geboxt. Hat Ihnen das bei der Vorbereitung auf Ihre Rolle in "96 Hours" geholfen?Neeson: Ich habe mir über die Jahre mit viel Disziplin einen gewissen Grad an Fitness angeeignet. Das Boxen selbst hat mir wenig genutzt, da es von der Kampftechnik her vollkommen anders war

Sie haben in Ihrer Jugendzeit professionell geboxt. Hat Ihnen das bei der Vorbereitung auf Ihre Rolle in "96 Hours" geholfen?

Neeson: Ich habe mir über die Jahre mit viel Disziplin einen gewissen Grad an Fitness angeeignet. Das Boxen selbst hat mir wenig genutzt, da es von der Kampftechnik her vollkommen anders war. Im Film ging es eher um eine Martial-Arts-Technik, in der verschiedene Disziplinen zusammenkommen.

Es ist Ihr erster Action-Film, was hat Sie dazu gebracht, einen brutalen Agenten zu spielen, der fast jeden Gegner eiskalt tötet?

Neeson: Ich war schon immer an dem Genre interessiert und habe stets die Arbeit von Luc Besson bewundert. An diesem sehr geradlinigen Thriller mochte ich die unheimliche Energie. Wobei meine Figur im Drehbuch eigentlich noch in den Vierzigern ist - und ich war schon 54, als man mir die Rolle anbot. Ich dachte erst: 'Das machst du nicht'. Aber dann habe ich mich mit Luc Besson über die Rolle unterhalten und ihm gesagt, ich würde sie nur übernehmen, wenn ich auch alle Kämpfe selbst spielen kann. Also haben wir es versucht.

Der Agent Bryan Mills ist kein typischer Action-Überheld. In einer Szene verfolgt er einen Gegner, der von einer Brücke auf einen Truck springt, zögert und verzichtet schließlich darauf, hinterherzuspringen. Ein James Bond hätte das nicht getan…

Neeson: Ja, genau, man sieht den Kerl müde werden, davon hätte ich persönlich gerne noch mehr gesehen.

Im Film versucht Bryan Mills zwei entführte Mädchen aus den Händen eines Menschenhändlerrings zu befreien. Wie haben Sie sich darauf vorbereitet?

Neeson: Ich habe mir einige Dokumentationen über Menschenhandel angesehen, Regierungs-Mitarbeiter getroffen...

Und was konnten Sie dabei herausfinden?

Neeson: Dass in Regierungskreisen, hinter verschlossenen Türen, eine ganze Menge passiert, wovon nichts in der Zeitung steht und wovon wir nicht die geringste Ahnung haben. Ich habe mit Menschen gesprochen, die an diversen verdeckten Operationen gearbeitet haben, die von ihrer Regierung komplett verleumdet würden, wenn sie mit einer Mission scheitern.

Also Undercover-Agenten?

Neeson: Die waren so weit unter der Oberfläche, dass nicht einmal die CIA von deren Existenz wusste. Jedes der wichtigsten Länder dieser Erde hat solche Männer: Frankreich, Deutschland, Israel, die USA, Großbritannien…

Wie lernt man solche geheimen Personen kennen?

Neeson: Den Kontakt stellte letztlich ein Freund von Luc Besson in Amerika her. Leute, die jemanden kennen, die jemanden kennen - und plötzlich triffst du so einen Agenten in einem ganz normalen Café in Paris. Du erkennst so jemand nicht.

Was haben die Ihnen erzählt?

Neeson: Sie haben aus dem Nähkästchen geplaudert. Nicht anhand konkreter Beispiele, sondern anhand von Szenarien und was sie in bestimmten Situationen tun würden.

Seit Jahren ist ein Film von Steven Spielberg im Gespräch, in dem Sie Abraham Lincoln spielen. Wie steht es um das Projekt?

Neeson: Das Projekt wird es geben und wenn Spielberg das sagt, wird es auch klappen. Dieses Jahr oder hoffentlich spätestens im Frühling 2010. Es ist eine großartige Geschichte über die Demokratie, die erzählt werden sollte.

Eine Kritik zu "96 Hours" findet sich morgen im treff.region. Der Film startet morgen im Cinestar (Sb), UT 2 (Sb), Movie World (Sls), Eden (Hom),

Cinema Europa (Zw) und Broadway (Landstuhl).

AUF EINEN BLICK

Sieben weitere Filme laufen am Donnerstag in den Kinos unserer Region an. Die Camera Zwo zeigt zwei herausragende Werke: "Milk" von Gus Van Sant, die Geschichte des homosexuellen Aktivisten Harvey Milk (stark: Sean Penn), und "Der Knochenmann" von Wolfgang Murnberger nach dem Roman von Wolf Haas, eine rabenschwarze Thriller-Komödie mit Josef Harder, Sepp Bierbichler und Birgit Minichmayr. Im Saarbrücker Filmhaus starten "The Boss of it All", eine experimentelle Komödie von Lars von Trier und die Tragikomödie "Pazar" über einen kleinen Händler in der Türkei. Ein Kinder-Abenteuer mit Herz ist Stefan Ruzowitzky mit "Hexe Lilli" gelungen, eher mittelmäßig sind "Der Ja-Sager" mit Jim Carrey und die Romanze "Nick und Norah". tr

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