Gastronomie für Junge immer unattraktiver?

Saarbrücken. Die Gewerkschaft Nahrung, Genuss Gaststätten (NGG) beklagt zum Teil skandalöse Zustände in der saarländischen Hotellerie und Gastronomie. Viele Auszubildenden würden schon während der Lehre um ihre beruflichen Chancen gebracht, beklagten gestern vor Journalisten NGG-Geschäftsführer Mark Baumeister sowie der Landesbezirksvorsitzende Südwest Uwe Hildebrandt

Saarbrücken. Die Gewerkschaft Nahrung, Genuss Gaststätten (NGG) beklagt zum Teil skandalöse Zustände in der saarländischen Hotellerie und Gastronomie. Viele Auszubildenden würden schon während der Lehre um ihre beruflichen Chancen gebracht, beklagten gestern vor Journalisten NGG-Geschäftsführer Mark Baumeister sowie der Landesbezirksvorsitzende Südwest Uwe Hildebrandt. Es sei kein Zufall, dass an der Saar schon 40 Prozent der Jugendlichen ihre Ausbildung abbrechen. Alleine im laufenden Jahr habe die Zahl der Rechtsberatungen im saarländischen Hotel- und Gaststättengewerbe um 30 Prozent zugenommen, betonte Baumeister. Besonders gravierend nähmen Beschwerden von Auszubildenden zu, die sich darüber beklagen, Fehlzeiten im Betrieb unter der Woche wegen des Schulbesuchs an Wochenenden nachholen zu müssen. Baumeister berichtete von Fällen, in denen Auszubildende am Wochenende auf Hochzeitsfeierlichkeiten bedienen mussten statt Zeit zum lernen zu haben. "Uns sind sehr viele solcher Fälle bekannt." In jedem dritten Fall, in dem sich ein Jugendlicher gegen solche Zustände gewehrt habe, auch durch Einschalten der Gewerkschaft, sei anschließend die Kündigung erfolgt. Allerdings wollte der Gewerkschafter mit Rücksicht auf laufende Verfahren und Betroffene keine Betriebe offen nennen, in denen dieser Missbrauch von Arbeitszeiten festzustellen sei. Die NGG vertritt nach eigenen Angaben 3000 Mitglieder in der Region, bundesweit 210 000.Handlungsbedarf sehen die Gewerkschafter Baumeister und Hildebrandt auch bei der Landesregieung. Wenn der Wirtschaftsminister gerechte Löhne und ein Tariftreuegesetz fordert, dann brauche er nicht weit zu gehen, um gemeinsam mit der Ministerpräsidentin Missstände abzustellen. So lehne die Firma Schwamm eine Tarifbindung ab und seit zwei Jahren auch eine Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft, gleichzeitig sei Schwamm jedoch Hauptlieferant der Kantine im Landtag. Generell brauche das Saarland ein Landesmindestlohngesetz mit einem Mindestlohn von 8,50 Euro. Eine Forderung, in der die NGG auch Unterstützung von Verdi sowie den Saar-Linken bekommt.

Die Firma Höll sieht die Gewerkschaft auf einem hoffnungsvollen Weg. Es werde wieder verstärkt auf eigenes Personal gesetzt statt auf Mitarbeiter mit Werkverträgen. Die NGG fordert von Höll eine Standortgarantie und einen Schwerpunkt auf Qualifizierung und Weiterbildung. Höll habe jetzt die letzte Chance, wieder zu einer erfolgreichen Marke zu werden. Auf eine möglichst schnelle Einigung in den laufenden Tarifverhandlungen setzt die NGG auch bei Schröder. Die Geschäfsführung gehe jedoch von einem halben Jahr aus, was die NGG ablehnt. Die Gewerkschaft fordert von Schröder jedoch auch umfangreiche Investitionen in die Infrastruktur. Das Produktionsgebäude stamme aus den Fünfziger Jahren. Auch seien manche Abläufe nicht mehr zeitgemäß.

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