Merzig Gymnasium ist jetzt eine „Bewegte Schule“

Merzig · Das Gymnasium am Stefansberg ist eine von neun Schulen des Saarlandes, die ein ganz besonderes Gütesiegel vorweisen können.

 Die Vertreter der Schule bei der Zertifizierungsfeier an der Landessportschule: die beiden Sportlehrerinnen Anne Klein und Katharina Ewen, der stellvertretende Schulleiter Roland Lux, ganz rechts: der Vizepräsident des Landessportverbandes Franz-Josef Kiefer.

Die Vertreter der Schule bei der Zertifizierungsfeier an der Landessportschule: die beiden Sportlehrerinnen Anne Klein und Katharina Ewen, der stellvertretende Schulleiter Roland Lux, ganz rechts: der Vizepräsident des Landessportverbandes Franz-Josef Kiefer.

Foto: Dominik Haberecht

In nahezu jeder Pause zeigt sich am Gymnasium am Stefansberg (GaS) in Merzig das gleiche Bild: Schüler spielen an den beiden Tischtennisplatten Rundlauf, balancieren über die Slackline oder versuchen, das Gleichgewicht auf dem Surfer zu halten, sie klettern am Klettergerüst, spielen auf der Drehscheibe oder springen Trampolin. Dass sich so viele Mädchen und Jungen in ihrer freien Zeit sportlich betätigen, ist kein Zufall, sondern Teil eines Konzepts, das sich zum Ziel gesetzt hat, Schüler in Bewegung zu bringen.

Hierfür haben die Sportlehrer der Schule eine Mappe ausgearbeitet und waren einer von 40 Bewerbern für das Qualitätssiegel „Bewegte Schule“. Der Zertifizierungsausschuss, bestehend aus Vertretern des Landessportverbandes für das Saarland (LSVS), der Landesfachkonferenz Sport und der Ministerien für Bildung und Kultur sowie für Inneres, Bauen und Sport, kam zu dem Schluss, dass die Schule die gestellten Kriterien erfüllt. Damit gehört das Gymnasium am Stefansberg zu den neun Schulen des Saarlandes, die dieses Gütesiegel führen dürfen.

„Bewegung macht Kindern und Jugendlichen nicht nur Spaß, sondern ist auch unverzichtbar für ihre körperliche, geistige, soziale und emotionale Entwicklung. Deshalb waren wir gleich Feuer und Flamme für dieses interessante Projekt“, erzählt Schulleiter Albert Ehl und war durchaus stolz, als kürzlich bei einem Festakt in der Landessportschule das begehrte Zertifikat überreicht wurde.

„Ich denke, wir profitieren im täglichen Unterrichtsgeschehen alle davon, denn wenn Schüler sich bewegen können, sind sie anschließend oft deutlich aufmerksamer. Außerdem verbessert Bewegung nachweislich auch die Lernleistungen, sorgt für Stressabbau und baut aggressivem Verhalten vor“, erhofft sich der Schulleiter viele Vorteile für Schüler und Lehrer.

Um das Zertifikat zu erhalten, hat die Schule einen hohen Aufwand betrieben. Alle Lehrer wurden im Rahmen eines pädagogischen Tags von Dirk Mathis, der als Leistungssportreferent des Landessportverbandes auch für die saarländische Talentförderung verantwortlich ist, und Landesfachberater Albrecht Berkenkamp geschult und in verschiedenen sportlichen Selbstversuchen mit dem Projekt vertraut gemacht. Auch einige Schüler der Klassenstufen 10 und 11 wurden zu Mentoren für das Fach Sport ausgebildet, um die Lehrer bei Aktivitäten in Schule und kooperierenden Vereinen zu unterstützen. Für die „bewegte Schule“ hat das Gymnasium mit Unterstützung des Landkreises extra einen neuen Schulhof mit verschiedenen Spiel- und Klettergeräten angelegt und eine „Outdoor-Mucki-Bude“, wie Ehl einen Bereich im Freien mit Stepper, Rudergerät, Healthwalker, Kletterwand und Basketballkörben liebevoll nennt, eingerichtet.

Diese Plätze, die bereits im Frühjahr im Rahmen einer kleinen Feierstunde in Anwesenheit von Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich offiziell an die Schule übergeben wurden, können die Schüler nicht nur während der Pausen und im Sportunterricht, sondern auch in Vertretungsstunden und während der Nachmittagsbetreuung nutzen. „Im vergangenen Schuljahr hatten wir mit Jonathan Hanuja einen sportlichen jungen Mann, der sein freiwilliges soziales Jahr bei uns absolviert hat und die Übungseinheiten begleiten konnte. Und auch in diesem Jahr ist es uns gelungen, eine FSJ’lerin für uns zu gewinnen. Elice Pfeffler ist Volleyballerin und wird in den nächsten Wochen zu uns stoßen“, freut sich Ehl über zusätzliche Unterstützung.

Das ist gerade jetzt besonders wichtig, da für den kommenden Winter eine „offene Sporthalle“ geplant ist, d. h. die Schüler können während der kalten Jahreszeit in den Pausen die Turnhalle nutzen, um sich zu bewegen. Aber auch schon vor der Zertifizierung als „Bewegte Schule“ hat das GaS großen Wert auf sportliche Aktivitäten gelegt. Die Teilnahme an verschiedenen Lauf-
events, wie einem Sponsorenlauf zugunsten von UNICEF, dem Losheimer Martinslauf oder den saarländischen Schullaufmeisterschaften, bei denen die Schule in diesem Jahr mit Emma Nickels und Alexander Leigert wieder zwei Sieger stellen konnte, ist ebenso fest etabliert – wie die Teilnahme bei „Jugend trainiert für Olympia“.

Hier sind in Sportarten wie Fußball, Handball, Leichtathletik, Tanz, Tennis, Tischtennis oder Triathlon jedes Jahr Schulteams am Start. In diesem Jahr haben besonders die Basketballer für Furore gesorgt. Sie haben sich den Landessieg gesichert und durften das Saarland beim Bundesfinale in Berlin vertreten.

Aber auch die Jüngsten der Leichtathleten, die altersbedingt in der Wettkampfklasse IV angetreten waren, konnten sich vor dem Saarbrücker Gymnasium am Rotenbühl den Saarlandmeistertitel sichern. Vorbereitet auf diese Veranstaltungen werden die GaS-Schüler in den wöchentlich stattfindenden Sport-AGs.

Die meisten dieser Arbeitsgemeinschaften an der Schule – wie etwa die für die Leichtathleten – haben sich schon seit Jahren etabliert, neue kommen immer wieder hinzu, zuletzt eine AG für Geräteturnen. Auch der alljährlich stattfindende Skikurs für die Achtklässler zählt seit Jahren zum Schulprofil und zu den Highlights.

Gleiches gilt für das „Junior Coaches“-Projekt. Hier werden fußballbegeisterte Schüler unter Anleitung von DFB-Coach Christian Oles zu Fußballtrainern ausgebildet.

Auch das Tanzprojekt für die Klassenstufen 9 und 10 erfreut sich großer Beliebtheit. Nach einem kostenlosen Tanzworkshop mit einer professionellen Trainerin können sich die Schüler in Streetdance und HipHop üben. Alljährlich stattfindende Sportfeste für die Klassen 5 bis 8 sowie ein Oberstufenfußball-Turnier sind ebenso fester Bestandteil des Schullebens am GaS wie die Projekttage, bei denen das Sportangebot meist besonders groß und abwechslungsreich ist: Mountainbiking, Radtouren quer durchs Saarland, Judo, Rope Skipping, Ringen und Raufen, Tanzen (Hip-Hop, Salsa, Zumba) und sogar Angeln standen schon auf dem Programm.

Profi muss bei all dem keiner werden. „Es ist uns ein besonderes Anliegen, gerade die Kinder für Sport zu begeistern, die – durch welche Umstände auch immer – keine Gelegenheit haben, in einem Verein mehrmals wöchentlich zu trainieren. Hier sollen Schulen ansetzen und nicht nur die ‚Besten‘ fördern“, betont Sportlehrerin Anne Klein. Sie hat gemeinsam mit der Sportfachschaft das Projekt „Bewegte Schule“ angestoßen und nach Aussage von Schulleiter Ehl viel Herzblut in die Sache investiert.

Ihr ist auch der Gesundheitsaspekt sehr wichtig, auf den zum Beispiel die in Klassenstufe 5 angebotene Rückenschule zielt. Hier soll körperlichen Defiziten aufgrund von Zeitmangel möglichst früh entgegengewirkt werden: „Es geht darum, falsche Bewegungsmuster, etwa beim Heben schwerer Gegenstände, zu beheben und einseitigen körperlichen Belastungen, etwa vom vielen Sitzen oder vom Ranzentragen, vorzubeugen.“ Gerade in diesem Alter wird immer wieder beobachtet, dass sich die Kinder im Zeitalter von Handy und Spielekonsole viel zu wenig bewegen und dadurch funktionelle Defizite haben.

Dass es sich beim GaS um eine „Bewegte Schule“ handelt, zeigt sich auch im außerschulischen Engagement. Die Schule arbeitet schon lange mit dem LC Rehlingen zusammen, hat eine Kooperation mit den Triathleten von Trisport Saar-Hochwald und den Handballern des HC Perl und pflegt eine Partnerschaft mit der Talentförderung Saar. Zudem beteiligen sich Schüler der Klassenstufen 10 und 11 regelmäßig am Projekt „Kids in Bewegung“. Hier führen sie gemeinsam mit den Erziehern des Kindergartens St. Josef Sportstunden für die Kleinen durch.

 Bewegung macht Spaß – das zeigt sich auch an der Kletterwand auf dem Schulhof.

Bewegung macht Spaß – das zeigt sich auch an der Kletterwand auf dem Schulhof.

Foto: Dominik Haberecht

Ob selbst aktiv oder als Trainer für andere – Schulleiter Albert Ehl schätzt den Einsatz seiner sportlichen Schüler über alle Maßen: „Fast alle nutzen die neuen sportlichen Möglichkeiten ausgiebig. Es ist unheimlich schön zu sehen, wie viel Freude Bewegung Kindern machen kann. Mit ihrem Eifer stehen sie unserem Ehrgeiz, das Gymnasium am Stefansberg zu einer zertifizierten ‚Bewegten Schule’ zu machen, in nichts nach.“

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