Gar kein so seltsames Paar

Saarbrücken · Da darf man skeptisch sein: Wieder ein Popstar, der sich in die Welt des Swing begibt. In ein Genre, das eine nostalgische Respektabilität besitzt, in der sich die Künstler gerne sonnen - besonders dann, wenn das jüngste Pop-Album nicht ganz so gut lief wie erhofft.Lady Gaga singt also nun mit Tony Bennett.

 Frau Gaga und Herr Bennett im Duett. Foto: Universal Music

Frau Gaga und Herr Bennett im Duett. Foto: Universal Music

Foto: Universal Music

Die Pop-Künstlerin, die sich schon mal in einen Designermantel aus Fleischstücken hüllt, trifft den 88-jährigen Jazzsänger und Las-Vegas-erfahrenen Entertainer. "Cheek to Cheek" heißt das Album und überrascht vor allem dadurch, dass es so traditionell ist. Hier treffen sich nicht Moderne und Vergangenheit, sondern es wird nostalgisch zurück geblickt. Standards von Irving Berlin , Cole Porter oder Duke Ellington erklingen in traditionellen Arrangements, wie man sie auch vor 40, 50 Jahren hätte aufnehmen können. Ob man das nun als wenig inovativ oder als zeitlose Qualität empfindet, bleibt Ansichtssache. Eine charmante Bigband-Gemütlichkeit besitzt das Album in jedem Fall, während die erwartete Kollision der Gesangsstile ausbleibt: Gaga zeigt sich als willige Erstklässlerin der Alten Schule und harmoniert gut mit Bennett - auch wenn sie nicht dessen Profi-Lässigkeit besitzt und bisweilen etwas angestrengt klingt. Bei der melodramatischen Solo-Ballade "Lush Life" tut sie mit Vibrato und großer Geste des Guten zu viel. Ansonsten bietet das Album Genuss ohne Reue: "It don't mean a thing (if it ain't got that swing)" ist eine flotte Bigband-Sause mit schönen Bläser-Soli, "I won't dance" swingt lässig vor sich hin, während "But beautiful" lustvoll und breit orchestriert in Richtung Schnulze entschwebt. Da schwebt man gerne mit - und hat schon eine Weihnachtsgeschenk-Idee für Onkel, Tante und die Großeltern.

Tony Bennett & Lady Gaga : Cheek to Cheek (Columbia).

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