Fritz Lang, Bertolt Brecht und die Hinterhöfe von Belfast

Hinterher sprachen sie nicht mehr miteinander, die beiden Exilanten aus dem Deutschland der Nazis. Doch 1943 arbeiteten Regisseur Fritz Lang ("Metropolis") und Bertolt Brecht ersteinmal sehr harmonisch miteinander an einem Film - Brecht als Haupt-, Lang als Co-Autor und Regisseur (zudem schrieb Hanns Eisler die Musik)

Hinterher sprachen sie nicht mehr miteinander, die beiden Exilanten aus dem Deutschland der Nazis. Doch 1943 arbeiteten Regisseur Fritz Lang ("Metropolis") und Bertolt Brecht ersteinmal sehr harmonisch miteinander an einem Film - Brecht als Haupt-, Lang als Co-Autor und Regisseur (zudem schrieb Hanns Eisler die Musik). "Auch Henker sterben" (DVD von AbsolutMedien) blieb die einzige, künstlerisch sehr erfolgreiche Zusammenarbeit, die mit einem Streit um Honorare und Loyalitäten endete - Brecht hatte mit Streik gedroht, wenn man sein (übertarifliches) Honorar, das Lang beim Produzenten für ihn ausgehandelt hatte, nicht weiter anhebe.Der Film orientiert sich grob an dem Anschlag auf die gefürchtete NS-Größe Reinhard Heydrich 1942 in Prag und entwickelt daraus einen spannenden Film über die Verfolgung des Täters und die Rache des Naziregimes mit Geiselnahmen und Hinrichtungen. Dabei hält der Film eine Balance zwischen gut geölter Spannungs-Mechanik und dem, was Brecht und Lang besonders wichtig war: der Warnung vor dem Nationalsozialismus. Der Auftritt Heydrichs, der in Deutsch (auch in der US-Originalfassung) seine Order herumbellt, lässt frösteln.

1947, zwei Jahre vor seinem "Dritten Mann", inszenierte der britische Regisseur Carol Reed einen seiner besten Filme: In "Ausgestoßen" (DVD von Koch Media) wird ein IRA-Kämpfer (James Mason) bei einem Banküberfall in Belfast angeschossen und flüchtet durch die Hinterhöfe der Stadt, während sich das Netz der Polizei langsam zusammenzieht. Reed inszeniert anfangs realistisch wie im klassischen Krimi, dann wird der Film zunehmend entrückter; der Angeschossene gleitet zeitweise ins Delirium, während Mitwisser und nur scheinbare Helfer um ihn herum schleichen. Das Finale unter sachte fallendem Schnee, mit dem Verletzten und der Frau, die ihn liebt, ist in ihrer Tragik ungeheuer romantisch - dieses Filmende wird wohl kein Zuschauer trockenen Auges überstehen können. tok

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