Friedenspreis für weißrussische Autorin Swetlana Alexijewitsch

Minsk/Moskau · Die weißrussische Autorin Swetlana Alexijewitsch bekommt den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Die Regimekritikerin ist bekannt für Bücher über die Katastrophe von Tschernobyl und den Krieg in Afghanistan.

Als Chronistin menschlichen Leids reibt sich die weißrussische Autorin Swetlana Alexijewitsch heute wie zu kommunistischen Zeiten an den rauen Zuständen in ihrem Land. Dass sie nun den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhält, sieht die Dissidentin als Bestätigung, dass ihre Kritik an menschenverachtenden Systemen doch nicht umsonst ist. "Dieser Preis ist sehr wichtig", sagt die 65-Jährige. In ihrer mit harter Hand von Präsident Alexander Lukaschenko regierten Heimat wird sie kaum beachtet.

Seit 35 Jahren greift die ehemalige Journalistin mit dokumentarischer Präzision auf, woran Menschen leiden - und oft zerbrechen: Katastrophen, Krieg und Diktatur. Geboren wurde Alexijewitsch als Tochter eines Journalisten und einer Lehrerin am 31. Mai 1948 im westukrainischen Stanislaw (heute Iwano-Frankowsk).

Sie arbeitete zunächst bei einer Lokalzeitung sowie als Lehrerin, geriet aber mit den Sowjetbehörden in Konflikt. Ihre Arbeit als Journalistin verlor sie, als sie in den 1980ern in dem Buch "Der Krieg hat kein weibliches Gesicht" mit dramatischen Erinnerungen von Frauen angeblich das Andenken des Zweiten Weltkrieges beschmutzte.

Alexijewitschs Erfolg auch im Ausland liege vor allem an ihrer großen Kunst, journalistische Beobachtungsgabe mit eindringlicher Prosa zu verbinden und so die Herzen zu berühren, sagt die Politologin Maryna Rakhlei. In Belarus sei die Schriftstellerin immer wieder für den Nobelpreis gehandelt worden. Alexijewitsch setzte nicht nur dem Afghanistan-Krieg der Sowjetunion mit dem Buch "Zinkjungen" (1989) ein literarisches Zeugnis. Sie gab auch Strahlenofern mit "Tschernobyl. Eine Chronik der Zukunft" eine Stimme.

Niemand verlege in Weißrussland ihre Werke, so die Autorin. Nach langen Reisen in den Westen kehrte sie trotz ihrer oppositionellen Haltung zurück. "Ich will zu Hause leben, unter meinen Leuten, meinen Enkel aufwachsen sehen", sagt Alexijewitsch nun.

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