Friedenspreis für Schriftsteller Liao Yiwu im deutschen Exil

Berlin. Der 53-Jährige begehre "sprachmächtig und unerschrocken gegen die politische Unterdrückung" auf und verleihe "den Entrechteten seines Landes eine weithin hörbare Stimme", begründete der Börsenverein des Deutschen Buchhandels die Entscheidung

Berlin. Der 53-Jährige begehre "sprachmächtig und unerschrocken gegen die politische Unterdrückung" auf und verleihe "den Entrechteten seines Landes eine weithin hörbare Stimme", begründete der Börsenverein des Deutschen Buchhandels die Entscheidung. Liao, der in Berlin lebt, setze "den Menschen am Rand der chinesischen Gesellschaft ein aufrüttelndes literarisches Denkmal. Der Autor, der am eigenen Leib erfahren hat, was Gefängnis, Folter und Repression bedeuten, legt als unbeirrbarer Chronist und Beobachter Zeugnis ab für die Verstoßenen des modernen China."Liao, 1958 in Chengdu in der Provinz Sichuan geboren, arbeitete zunächst als Küchenhilfe und Lastwagenfahrer, wie der Börsenverein mitteilte. Später habe er Arbeit bei einer Zeitschrift gefunden, wo er für seine Gedichte mehrere nationale Auszeichnungen gewann. Zahlreiche seiner Werke konnten jedoch nur durch die im Untergrund tätige Literaturszene veröffentlicht werden. 1987 wurde er von den Behörden auf eine "Schwarze Liste" gesetzt und erhielt mehrmals Schreibverbot. Im Februar 1990 wurde er verhaftet und als politischer Häftling wegen "Verbreitung konterrevolutionärer Propaganda" zu vierjährigem Freiheitsentzug verurteilt.

Nach seiner Entlassung verdiente er seinen Lebensunterhalt als Straßenmusiker. Die Begegnungen mit den Menschen, die er im Gefängnis und als Straßenmusiker kennengelernt hatte, versammelte er in Form von 60 Interviews, die 2001 in China als "Interviews with people from the bottom rung of society" erschienen. Die Behörden untersagten den Verkauf schnell; 2002 gelang es, das Buch nach Taiwan zu schmuggeln, wo es veröffentlicht wurde. 2009 erschien es in Deutschland als "Fräulein Hallo und der Bauernkaiser: Chinas Gesellschaft von unten".

2009 wurde ihm die Teilnahme an der Frankfurter Buchmesse verweigert. Auch die Reise zur Kölner lit.cologne 2010 wurde nicht zugelassen. Nachdem ihm 2011 mehrmals eine Ausreise verweigert wurde, floh er über Vietnam nach Deutschland. Ende des Jahres erscheint bei uns sein Buch "Die Kugel und das Opium - Leben und Tod am Platz des Himmlischen Friedens". dapd

Foto: Barth/dapd

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