Franzosen und Saarländer lernen zusammen

Metz · Lothringen und das Saarland wollen europaweit zu einem Aushängeschild für die gemeinsame Ausbildung von Franzosen und Saarländern werden. Gestern starteten beide Regionen eine umfassende Kooperation.

 Patrick Lang (links) aus Forbach und Durak Inci aus Völklingen haben kürzlich schon gemeinsam an der Saar eine Ausbildung zur Fachkraft für CNC-Technik gemacht. Foto: Iris Maurer

Patrick Lang (links) aus Forbach und Durak Inci aus Völklingen haben kürzlich schon gemeinsam an der Saar eine Ausbildung zur Fachkraft für CNC-Technik gemacht. Foto: Iris Maurer

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 Saar-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, und JeanPierre Masseret, Präsident des Regionalrates der Region Lothringen, unterzeichneten gestern einen Ausbildungspakt. Foto: Staatskanzlei

Saar-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, und JeanPierre Masseret, Präsident des Regionalrates der Region Lothringen, unterzeichneten gestern einen Ausbildungspakt. Foto: Staatskanzlei

Foto: Staatskanzlei

Was vor einigen Jahren noch für undenkbar gehalten worden wäre, nimmt seit gestern Gestalt an. Lothringen und das Saarland schließen einen gemeinsamen Ausbildungspakt, der es jungen Menschen aus beiden Regionen künftig ermöglicht, jeweils beim Nachbarn eine Berufsausbildung zu absolvieren. Gleichzeitig werden Sprachbarrieren umgangen. Während der praktische Teil im Unternehmen stattfindet, wird die Theorie im Heimatland des Auszubildenden vermittelt. Dort werden auch die Prüfungen abgelegt.

Schon in diesem Herbst startet die umfangreiche Kooperation in zunächst 15 Berufen. Weitere sollen hinzukommen. Das formelle Abkommen hierzu unterzeichneten gestern in Metz der Präsident des Regionalrates der Region Lothringen , Jean-Pierre Masseret, und die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ).

Masseret sieht darin einen großen Beitrag zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit in Lothringen , die derzeit rund 25 Prozent beträgt. Dem Saarland fehle es wiederum heute schon an Fachkräften. So sei beiden Seiten gedient. Masseret sieht die künftige Zusammenarbeit als bisher einzigartig in Europa an. Sie werde großes Interesse finden, auch bei ansiedlungswilligen Unternehmen. Gleichzeitig steigen seiner Ansicht nach die beruflichen Chancen junger Franzosen und Saarländer stark an. So bleibe es Lothringen und dem Saarland künftig auch erspart, Fachkräfte an andere Regionen zu verlieren.

Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer sieht den entscheidenden Durchbruch in der Überwindung der Sprachbarrieren durch das getrennte Modell der praktischen und theoretischen Ausbildung. Es bestünden ideale Chancen für junge Franzosen und Saarländer etwa in den Berufen Bäcker, Metzger oder Friseur, in der Logistik, als Mechaniker und im Bauwesen.

Der französische Generalkonsul an der Saar , Frédéric Joureau, glaubt, dass die Kooperation besonders der Autoindustrie und ihren Zulieferern zugutekommt. Die Autoindustrie an der Saar sei ein idealer Arbeitgeber für junge Franzosen. Schon heute arbeiteten viele Franzosen bei Ford, ZF oder Michelin . Künftig sei es auch für viele junge Saarländer interessanter, etwa bei Smart in Hambach zu arbeiten. Da das Saarland und Lothringen auch moderne Entwicklungen wie die Elektromobilität gemeinsam vorantreiben, ergäben sich zudem gute Chancen in der Forschung und Entwicklung neuer Technologie n.

Peter Nagel, Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Saarland , sieht wachsenden Bedarf an jungen Arbeitskräften im Einzelhandel, in technischen Berufen sowie in Metall- und Elektroberufen. Justus Wilhelm, Bereichsleiter Ausbildung der Saar-Handwerkskammer (HWK), verweist auf freie Lehrstellen in nahezu allen Berufen. Mit der berechtigten Hoffnung einer sich anschließenden Übernahme. Auch in der saarländischen Landwirtschaft seien Franzosen willkommen, sagt Richard Schreiner, Präsident Landwirtschaftskammer.

Schon heute gibt es erfolgreiche Zusammenarbeit in der Ausbildung beider Regionen. So gibt etwa das Aus- und Weiterbildungszentrum Tüv Nord Bildung Saar GmbH in Völklingen jungen Franzosen das Rüstzeug mit, um nach einer Doppelqualifikation ihr erworbenes technisches Wissen auch an ihrem französischen Arbeitsplatz verwenden zu können. Ausgebildet wird in 28 Berufen. Die Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit will mehr an Schulen in Lothringen und an der Saar über die neuen beruflichen Chancen informieren. Die Kontakte zur französischen Berufsberatung würden verstärkt.

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